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Der Blog rund um Volkskunst, Tradition und die typisch erzgebirgische Lebensart

Wir lieben das Erzgebirge – mit all seinen Schönheiten und Eigenarten. In unserem Blog plaudern wir ein wenig aus dem Räucherhäuschen und teilen unser Wissen rund um Volkskunst, Mundart und Brauchtum.

Mei Arzgebirg, wie bist du schie: Anton Günther, Portrait eines Erzgebirgischen Dichters

Baum auf Lichtung im Erzgebirge

Der Vatertag steht kurz bevor – und wir möchten ihn in diesem Jahr einem ganz besonderen Mann widmen: dem Volksdichter und Sänger Anton Günther. In seinen Liedern spiegelt sich die Schönheit der erzgebirgischen Natur und Lebensart. Und seine Werke gehörenzum Erzgebirge wie Bergmann und Schwibbogen.

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Mei Arzgebirg, wie bist du schie: Anton Günther, Portrait eines Erzgebirgischen Dichters

Baum auf Lichtung im Erzgebirge
Baum auf Lichtung im Erzgebirge

Am Donnerstag ist Vatertag – oder Männertag, wie man ihn in unserer Region eher nennt. Wir möchten diesen besonderen Tag zum Anlass nehmen, um vom Leben und Wirken eines ganz besonderen Mannes zu berichten. Eine Persönlichkeit, die die Kultur des Erzgebirges mit ihren Werken maßgeblich geprägt und die Schönheit unserer Region hinaus in die Welt getragen hat: der Volksdichter und Sänger Anton Günther.

Heute gehören die Werke von Anton Günther zur Erzgebirgischen Kultur wie Bergmann und Schwibbogen. In jungen Jahren wollte der berühmte Liedermacher aber lieber Förster werden, denn die erzgebirgischen Wälder, in denen er während seiner Kindheit viel Zeit verbrachte, weckten in ihm eine starke Liebe und Nähe zur Natur.

Im Jahr 1876 geboren und nahe des Keilbergs in Gottesgab (heute Boží Dar) aufgewachsen, kam der junge Anton Günther natürlich früh mit Musik in Berührung  – insbesondere durch seinen Vater, für den das Musizieren in Gesellschaft ein kleines Zubrot darstellte.

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Wald im Erzgebirge

Seinem Zeichentalent hatte Anton Günther es zu verdanken, dass er eine Lehre zum Lithografen absolvieren und ab 1895 im schönen Prag leben konnte. Doch die Sehnsucht nach der Heimat war groß – und machte ihn zum Dichter. Gemeinsam mit anderen aus dem Erzgebirge stammenden Menschen traf er sich regelmäßig zum Singen und Musizieren. Begleitet wurden die selbst geschriebenen Lieder auf der Gitarre.

In dieser Zeit entstand mit „Drham is‘ drham“ (= Daheim ist daheim) eine der bekanntesten Dichtungen Günthers. Dass sich das Lied so großer Beliebtheit erfreute, brachte Günther auf eine Idee: Statt den Text immer wieder abzuschreiben, um ihn weiterzugeben, zeichnete er ihn auf Lithografie-Stein und ließ das Ergebnis drucken – die erste Liedpostkarte war geboren.

Im Jahr 1901 kehrte Anton Günther zurück nach Gottesgab, um sich nach dem Tod seines Vaters um seine Geschwister zu kümmern. Dort angekommen, verdiente auch er sich mit Auftritten als Sänger und Musiker etwas dazu – denn die kleine Landwirtschaft reichte nur schwerlich zum Überleben. Auch der Verkauf der Liedpostkarten brachte der Familie zu diesem Zeitpunkt bereits die eine oder andere Mark ein.

Bleib’n mr noch a weng do: Die Zeit der großen Erfolge

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Erzgebirge eine ausgesprochen beliebte Urlaubsregion. In den vollen Gaststätten sorgte Günther abends mit seinen Liedern für Unterhaltung – und hatte damit immer größeren Erfolg. Besungen wurde alles, was es über das Erzgebirge zu berichten gab – vom Schwamme-Sammeln über die Winterfreuden der Schneeschuhfahrer bis hin zur seligen Weihnachtszeit mit ihren vielen traditionellen Bräuchen. Vermutlich war es gerade diese Besinnung auf die freudebringenden Kleinigkeiten ihrer Welt, mit denen der Musiker die Menschen in seinen Bann zog.

Nach dem ersten Weltkrieg, den er als österreichischer Soldat an der serbischen Front miterlebte, waren die Lieder Anton Günthers beliebter denn je: Bei Auftritten in Berlin, Wien und Dresden begeisterte er auch das Publikum jenseits des Erzgebirges mit seiner Dichtung. Zu Hause konnte man die Lieder Anton Günters dank der Schellack-Schalplatten nun ebenfalls in voller Länge hören.

Der aufstrebende Nationalsozialismus ließ Günther zunehmend schwermütiger werden. Am 29. April 1937 nahm er sich schließlich das Leben. Auf seinem letzten Weg begleiteten ihn tausende Menschen, während mit dem Feierohmd-Lied eines seiner bekanntesten Werke erklang.

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Räuchermann Anton Günther

Zuerst lebten Anton Günthers Liebe zur Musik und zum Erzgebirge vor allem in seinem Sohn Erwin fort. Als Mundartsprecher des Volkskunst-Ensembles „Heiteres Erzgebirge“ trat er in die Fußstapfen seines Vaters und beteiligte sich außerdem maßgeblich daran, die Werke Günthers zusammenzutragen.

Von insgesamt ca. 140 überlieferten Liedern (davon 86 als Einheit von Text, Notensatz und Zeichnung) sind viele auch heute noch fester Bestandteil des erzgebirgischen Liederschatzes. Wer während des Männertags-Ausflugs mit der Musik Anton Günthers für traditionelle Unterhaltung sorgen will, findet viele seiner Werke mittlerweile sogar auf den bekannten Streaming-Plattformen.

Das Lebenswerk Anton Günthers würdigt man im Erzgebirge auf vielfältige Weise: Überall in den Städten und Wäldern verstreut finden sich Gedenksteine, die an den beliebten Künstler erinnern. Beim jährlichen Anton-Günther-Singen in Weipert werden die schönsten Lieder von Musikern der Region vorgetragen. Und natürlich befasst sich auch die Erzgebirgische Holzkunst mit ihm. Der Holzkunst-Hersteller KWO fertigt zum Beispiel einen Räuchermann, der ihm optisch bis ins Detail nachempfunden ist. Natürlich ist diese Figur auch in unserem Online-Shop erhältlich.

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