Echt Erzgebirge!
Der Blog rund um Volkskunst, Tradition und die typisch erzgebirgische Lebensart

Wir lieben das Erzgebirge – mit all seinen Schönheiten und Eigenarten. In unserem Blog plaudern wir ein wenig aus dem Räucherhäuschen und teilen unser Wissen rund um Volkskunst, Mundart und Brauchtum.

Kleines Mundart-Lexikon Teil 2: Von L wie Lameng bis Z wie Zuckerle

Räuchermann Pilzsammler Original Erzgebirgisch

Noch mehr Erzgebirgisch: Im zweiten Teil unseres kleinen Mundart-Lexikons erfahren Sie, was ein Matzl ist, welche Speisen zum traditionellen Neinerlaa gehören und was Sie falsch gemacht haben, wenn man Sie als Pranzkiebl bezeichnet.

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Kleines Mundart-Lexikon Teil 2: Von L wie Lameng bis Z wie Zuckerle

Räuchermann Pilzsammler Original Erzgebirgisch
Räuchermann Pilzsammler Original Erzgebirgisch

Mir sei ahm, wie mor sei… Im Erzgebirge ticken die Uhren ein bisschen anders – und auch die Sprache der Region ist eine ganz besondere. Ein bisschen nuschelig, gern verniedlicht, verkürzt oder auch mal alles zusammen – das ist typisch Erzgebirgisch. Die vielerorts gesprochene Mundart umfasst hunderte Vokabeln, deren Bedeutung nicht selten nur von Einheimischen entschlüsselt werden kann.

Mit dem ersten Teil unseres Mundart-Lexikons haben wir bereits einen kleinen Einblick in die Eigenheiten und Tücken des Erzgebirgischen gegeben. Im zweiten Teil erfahren Sie noch mehr – zum Beispiel über niedliche Tierchen, traditionelle erzgebirgische Gerichte und winterlichen Rodelspaß.

L wie… Lameng

Im Erzgebirge schafft man Dinge nicht mit Links, sondern aus dor Lameng. Wie viele andere erzgebirgische Vokabeln stammt das Wort aus dem Französischen (la main = die Hand) und nimmt damit Bezug auf die Unmittelbarkeit (im Sinne von zur Hand haben), mit der diese Handlung vollzogen werden kann.

M wie… Matzl

Original Erzgebirgische Figur Vogel von Martin

Ein Herz für Tiere: Ob Küken, Marienkäfer oder Katzenjunges – was winzig und schutzbedürftig ist, nennt man im Erzgebirge liebevoll Matzl. Oft wird die verniedlichte Bezeichnung aber auch für kleine Holzstücke oder andere Kleinteile verwendet.

Allerhand Matzln, zum Beispiel goldige Vögel aus der Manufaktur Martin, süße Eulen aus dem Hause Kuhnert und viele weitere Original Erzgebirgische Figuren finden Sie in unserem Online-Shop.

N wie… Neinerlaa

Beim Neinerlaa (zu Hochdeutsch: Neunerlei) handelt es sich um das traditionelle Weihnachtsessen der Erzgebirger:innen. Das Besondere an diesem Menü: Jede der bei diesem Essen servierten Speisen hat eine symbolische Bedeutung:

  • Bratwurst: Herzlichkeit und Kraft
  • Sauerkraut: kein Leid (das Leben soll einem nicht sauer werden)
  • Linsen: Kleingeld soll nicht ausgehen
  • Klöße, Karpfen und Hering: großes Geld soll nicht ausgehen
  • Gans, Schweinebraten und Kuhhase: Glück
  • Kompott: Lebensfreude
  • Semmelmilch: Gesundheit
  • Nüsse oder Mandeln: guter Lebensalltag

Serviert wird das Neinerlaa an natürlich Heiligabend – und zwar pünktlich um 18 Uhr.

O wie… Othal

Fichtelberg

Sollten Sie von Erzgebirger:innen nach Othal eingeladen werden, fahren Sie auf jeden Fall mit! Denn Othal alias Oberwiesenthal gehört zu den schönsten Ausflugszielen, die das Erzgebirge zu bieten hat – und ist ganz nebenbei auch die höchstgelegene Stadt Deutschlands. Der Kurort liegt am Fuße des Fichtelbergs und gilt nicht nur unter Einheimischen als beliebter Wintersportort. Skifahren, Rodeln oder einfach nur den beeindruckenden Ausblick genießen – für all das (und noch vieles mehr) eignet sich die Region um den Fichtelberg hervorragend.

Wer besonders stilvoll und erlebnisreich nach Oberwiesenthal reisen will, kann dies mit der dampfbetriebenen Fichtelbergbahn tun.

P wie… Pranzkiebl

Wenn es etwas gibt, dass die Menschen im Erzgebirge nicht leiden können, dann sind es Angeber – oder Pranzkiebl, wie diese auch abfällig genannt werden. Wer pranzt (also angibt), kann es sich mit den Erzgebirger:innen leicht verscherzen – denn Bescheidenheit ist hier eine hoch geschätzte Tugend.

Q wie… Quetschkommod

Wendt & Kühn Figur Engel mit Akkordeon

Nicht erst seit De Randfichten gehört die Quetschkommod, das Akkordeon, zu den beliebtesten Instrumenten der erzgebirgischen Volksmusik. Das Feieromdlied, der Schneeschuhfahrermarsch und andere Klassiker werden traditionell mit diesem Handzuginstrument begleitet.

Wie beliebt das Akkordeon im Erzgebirge ist, wird auch anhand seiner vielen erzgebirgischen Kosenamen deutlich. Neben der Bezeichnung Quetschkommod sind zum Beispiel auch die Begriffe Ziehkastl und Zerrwanst gebräuchlich.

R wie… Ruscheln

Wenn‘s draußen wiedr schneit, do hommr unnre Freid! Sobald der erste Schnee liegt, leuchten im Erzgebirge alle Kinderaugen. Der Grund? Endlich kann geruschelt werden! Gemeint ist damit das Rodeln, das auf einem traditionellen Holzschlitten mit Metallbeschlägen natürlich am meisten Spaß macht.

S wie… Schwamme

Ja, de Schwamme, die sei gut! Wer in de Schwamme, also zum Pilze Sammeln geht, der wird in den Wäldern des Erzgebirges ganz bestimmt fündig. Doch die Konkurrenz schläft nicht! Erfahrene Pilzsammler:innen kennen die vielversprechendsten Fundorte – und würden sie wahrscheinlich auch unter Folter nicht verraten.

Räuchermännchen Pilzsammler

Ein Pilz-Klassiker der erzgebirgischen Küche sind übrigens Griene Klies un Schwammebrieh, eine Pilzsuppe mit grünen Klößen.

T wie… Trittewar

Laaf offn Trittewar! Wenn Sie diesen Satz hören, sind Sie wahrscheinlich auf der Straße gelaufen und waren jemandem im Weg. Trittewar is das erzgebirgische Wort für Gehsteig und wurde (wie so viele erzgebirgische Vokabeln) aus dem französischen Wort Trottoir entlehnt.

U wie… Uhiesschr

Wer das Wort Uhiesschr nicht kennt, auf den trifft es in aller Regel zu. Denn so nennt man im Erzgebirge jede Person, die nicht aus der Region stammt.

V wie… Varschl

Wenn dor Rupprich (Weihnachtsmann) an die Tür klopft, sollte jedes Kind ein Varschl auf Lager haben – denn ohne Varschl auch keine Geschenke. Gemeint ist damit ein kleines Lied oder Gedicht (Verschen), das vor der Bescherung vorgetragen wird.

W wie… Walker

Im Erzgebirge ist es deutlich kälter als anderswo – das macht den Einheimischen aber nichts aus, denn hier ist man auf eisige Temperaturen bestens vorbereitet. Um keine kaltn Fiss zu riskieren, werden in den eigenen vier Wänden üblicherweise sogenannte Walker, also aus Filz gefertigte Hausschuhe getragen.

Z wie… Zuckerle

Figur Süßigkeiten-Stand von Flade, Original Erzgebirgisch

Kulinarisch hat das Erzgebirge vor allem herzhafte und deftige Gerichte zu bieten. Aber auch Süßes lässt man sich hier gern mal schmecken. Wenn Sie mitnaschen möchten, brauchen Sie ab sofort nicht mehr um ein Bonbon zu bitten, sondern können dialektgetreu nach einem Zuckerle fragen.

S’is Feierohmd!

Uhiessche, die unser Mundart-Lexikon studiert haben, können sich nun selbstbewusst in die Konversation mit dem einen oder anderen Einheimischen stürzen – und dabei mit echtem Insider-Wissen glänzen. Wer nicht genug von der erzgebirgischen Mundart und Kultur bekommt, findet noch mehr typisch Erzgebirgisches in unserem Online-Shop für erzgebirgische Holzkunst.

Kleines Mundart-Lexikon Teil 1: Von A wie Ahlichtln bis K wie Karzl

Mann schnitzt Holzfigur

Erzgebirgisch für Anfänger: Der Dialekt der erzgebirgischen Landsleute ist ein sehr spezieller – und nicht immer ganz einfach zu verstehen. Welche Vokabeln man im Gespräch mit einem echten Erzgebirger beherrschen sollte, erfahren Sie in unserem Mundart-Lexikon.

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Kleines Mundart-Lexikon Teil 1: Von A wie Ahlichtln bis K wie Karzl

Mann schnitzt Holzfigur
Mann schnitzt Holzfigur

Wu de Hasen Hosen haßen un de Hosen Husen haßen… Das Erzgebirge ist nicht nur für seine einzigartige Holzkunst, sondern auch für seinen Dialekt bekannt. Wer das erste Mal auf waschechte Erzgebirger:innen trifft, kann im Gespräch schon mal an seine Grenzen geraten – denn viele Wörter klingen auf Erzgebirgisch einfach völlig anders.

Die Erzgebirger:innnen sind stolz auf ihre Mundart – und dank Dichter wie Anton Günther erlangte sie auch außerhalb der Region Bekanntheit. Wenn Sie sich noch schwer tun, den erzgebirgischen Dialekt zu verstehen, schafft unser kleines Mundart-Lexikon Abhilfe. Wir haben die wichtigsten, wunderlichsten und lustigsten Begriffe aus dem Wortschatz unserer Landsleute zusammengetragen und ins Hochdeutsche übersetzt.

A wie… Ahlichtln

Schwibbogen mit Seiffener Kirche

Unter Ahlichtln verstehen die Erzgebirger:innen das feierliche Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung. Traditionell wird mit dem ersten Anschalten die Vorweihnachtszeit eingeläutet – und zwar immer zum ersten Advent.

Nichts zum Ahlichtln zu Hause? In unserem Online-Shop finden Sie eine vielseitige Auswahl an Fensterbeleuchtung und Dekoration – darunter verschiedene Original Erzgebirgische Schwibbögen und natürlich auch den weltweit bekannten Herrnhuter Stern in unterschiedlichen Größen und Farben.

Übrigens: Das A klingt im Erzgebirge eher wie eine Mischung aus A, O und E – und nur, wer den Dialekt wirklich beherrscht, kann diesen Laut lupenrein erzeugen.

B wie… Bliemerant

Wenn es jemandem bliemerant ist, sollte man ihm schnellstmöglich ein Glas Wasser und einen Stuhl reichen. Denn bliemerant bedeutet auf Erzgebirgisch so viel wie schwindlig oder unwohl. Seine Wurzeln hat das erzgebirgische Wort im Französischen bleu mourant, was übersetzt blassblau bedeutet – und damit wohl auf die Gesichtsfarbe der betroffenen Person anspielt.

Weihnachtsbaumverkäufer

C wie… Christbaam

Eine Vokabel, die wohl auch die meisten Nicht-Erzgebirger übersetzen können: Der Weihnachtsbaum heißt von Aue bis Zschopau Christbaam und wird traditionell nicht mit Lametta, sondern mit kleinen Holzfiguren und Strohsternen geschmückt.

Die passende Weihnachtsdekoration für Ihren Christbaum finden Sie bei uns. Zu unserem Baumbehang-Sortiment gehören unter anderem die beliebten Weihnachtsengel von Wendt & Kühn.

D wie… Drham

Zu Hause ist es am schönsten – das finden auch die Erzgebirger:innen. Nur dass sie eben nicht zu Hause sind, sondern drham. Das Zuhause ist auch in erzgebirgischen Volksliedern und Gedichten häufig Thema – natürlich auch beim bekanntesten Liedermacher Anton Günther, der nach längeren Aufenthalten im Ausland ebenfalls wieder seinen Weg nach Hause ins Erzgebirge fand.

Kloßfrau

E wie… Eigeschnietne

Weggeworfen wird im Erzgebirge nichts – denn schließlich lässt sich auch aus den Resten des bomfortionösen (= üppigen) Mittagessens noch etwas Köstliches zaubern. Übriggebliebene Kartoffeln oder Klöße landen deshalb nicht im Müll, sie werden in Scheiben geschnitten und mit Butterschmalz in der Pfanne gebraten.

Das Ergebnis sind knusprige Eigeschnietne, die dem einen oder anderen sogar besser schmecken als ein frischer Kloß.

F wie… Fei

Des kasste fei net sohng! Die kleine Modalpartikel fei wird von Erzgebirger:innen nur zu gern benutzt. Ihre Bedeutung bewegt sich zwischen tatsächlich, wirklich und der Annahme, dass die angesprochene Person das Gesagte noch nicht weiß. Darüber hinaus wird einer Aussage mittels fei besonderer Nachdruck verliehen. Auch diese erzgebirgische Vokabel wurde aus dem Französischen entlehnt und lässt sich auf das Wort fin zurückführen.

G wie… Gahr

Gahr vor Gahr gieht’s zen Advent… So beginnt das wohl bekannteste Weihnachtslied des Erzgebirges, in dem die wichtigste Symbolfigur der Region besungen wird – die Rede ist vom Raachermannl, dem Räuchermännchen, das jedes Jahr am ersten Adventssonntag aus seinem Winterschlaf geweckt wird. Im Jahr 1830 erstmals erwähnt, ist es heute fester Bestandteil der erzgebirgischen Volkskunst und erfreut Menschen auf der ganzen Welt mit seinem duftenden Nebel.

Räuchermännchen und die passenden Räucherkerzen von Markenherstellern wie Huss, Crottendorfer und KNOX gibt es natürlich bei uns. Wir führen klassische Figuren, aber auch moderne Varianten.

Schloss Schwarzenberg

H wie… Haamit(land)

Vergass dei Haamit net! Zur Heimat pflegen die Erzgebirger:innen eine ganz besondere Liebe. Nicht nur mit der beeindruckenden Flora und Fauna der Region, auch mit ihrer Sprache und Kultur sind die Menschen im Erzgebirge besonders eng verwachsen – und bleiben es zumeist auch, wenn sie nicht mehr in ihrer Heimat wohnen.

Sieht man jenseits des Erzgebirges zur Weihnachtszeit ein traditionell geschmücktes Fenster mit Schwibbogen und Weihnachtsstern, ist es recht wahrscheinlich, dass der Dekorateur aus dem Erzgebirge stammt.

I wie… Imstandskastn

Jemand aus dem Erzgebirge hat Sie als Imstandskasten (wörtlich: Umstandskasten) bezeichnet? Dann will er ihnen mit typisch erzgebirgischer Direktheit sagen, dass Sie die Dinge vielleicht etwas zu kompliziert angehen – denn so nennt man hierzulande einen umständlichen Menschen. Nehmen Sie sich diesen Titel nicht allzu sehr zu Herzen, der Charme der Erzgebirger:innen ist nun mal eher pragmatisch.

J wie… Gung?

Nein, wir haben uns nicht vertan! Vokabeln mit J hat der erzgebirgische Dialekt kaum zu bieten. Denn die meisten Wörter, die im Hochdeutschen mit J beginnen, werden im Erzgebirge mit G gebildet. So ist der Junge dr Gung, der Jäger heißt Gaachr und wenn es kalt wird, zieht man sich keine Jacke über, sondern de Gack.

K wie… Karzl

Huss Karzl Räucherkerzen Alles-in-Einem

Licht und Beleuchtung sind im Erzgebirge ein großes Thema – nicht zuletzt aufgrund der langen Bergbaugeschichte der Region. Wenn es untertage stockfinster war, brachte ein Karzl (eine kleine Kerze) den Bergleuten Licht und Wärme. Während Schwibbögen und Weihnachtsbäume heute zumeist elektronisch beleuchtet sind, werden auf der erzgebirgischen Pyramide nach wie vor Kerzen angezündet – denn schließlich braucht es eine Flamme, damit de Peremett sich dreht.

Übrigens: Karzl heißt auch das Maskottchen des erzgebirgischen Räucherkerzen-Herstellers Huss. Das kleine Räucherkerzchen mit Hut weiß so einiges über das Erzgebirge, seine Sprache und Traditionen zu berichten – und trägt sein Wissen mit Witz und Charme in die Welt.

Neigierich? ‘s gieht fei noch wettr!

Noch mehr Vokabeln aus dem Erzgebirgischen teilen wir schon bald im zweiten Teil unseres kleinen Mundart-Lexikons. Bis dahin sagen wir: Macht’s ner gut und bleibt fei gesund!

Auf den Spuren von Bergbau und Volkskunst: Die schönsten Orte der Montanregion Erzgebirge

Schloss Schwarzenberg

Wir sind Weltkulturerbe! Im Jahr 2019 wurde die Bergbaulandschaft im Erzgebirge von offizieller Stelle als kulturell besonders wertvoll und erhaltenswert ausgezeichnet. Wir haben uns auf eine Reise zu den schönsten und bedeutendsten Schauplätzen der erzgebirgischen Tradition begeben und unsere sechs liebsten Orte gekürt.

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Auf den Spuren von Bergbau und Volkskunst: Die schönsten Orte der Montanregion Erzgebirge

Schloss Schwarzenberg

Im Jahr 2019 war es endlich so weit: Die Bergbaulandschaft des Erzgebirges mit ihren vielen technischen Denkmälern wurde zum UNESCO-Welterbe erklärt. Die internationale Wertschätzung der Bergbaugeschichte ist für uns von besonderer Bedeutung, ist sie schließlich eng mit der Herausbildung erzgebirgischer Volkskunsttraditionen verwachsen.

Wer der starken Verbindung zwischen Bergbau und Kulturgut auf die Spur gehen will, für den haben wir die sechs geschichtsträchtigsten und schönsten Orte unserer Region zusammengestellt.

#1 Schwarzenberg, Perle des Erzgebirges

Schwarzenberg Panorama

Wo Schwarzwasser und Mittweida zusammenfinden, liegt die traditionsreiche Stadt Schwarzenberg, die ihren Beinamen nicht grundlos trägt. Ihr malerisches Panorama ist geprägt von steilen Felshängen, die sich wie ein Gürtel um die historische Altstadt mit Schloss und barocker Kirche schließen – ein unvergleichlicher Anblick.

Die Bergbaulandschaft Rother Berg nahe des Schwarzwasser gehört zu den UNESCO-Stätten der Region. Ab dem 13. Jahrhundert wurde hier insbesondere Roteisenerz gefördert und zur Weiterverarbeitung in den Erlahammer gebracht. Im zugehörigen Herrenhof wird die Tradition der Eisenverarbeitung auch heute noch in Ehren gehalten.

Während der Adventszeit, wenn die Bergparade sich ihren Weg durch die Altstadt Schwarzenbergs bahnt und der Weihnachtsberg typisch erzgebirgische Szenen zeigt, verwandelt sich ganz Schwarzenberg in ein Bekenntnis zur Bergbautradition.

#2 Johanngeorgenstadt, Stadt des Schwibbogens

Unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze ragt der Auersberg 1.018,2 m in die Höhe. Ihm zu Füßen liegt der Ort Johanngeorgenstadt. Mit dem Besucherbergweg Frisch Glück nennt die Stadt eine der ältesten Silbergruben des Erzgebirges ihr Eigen – und damit noch nicht genug. Auch die weltweit größte Weihnachtspyramide und der weltweit größte freistehende Schwibbogen mit dem traditionellen Bergmannsmotiv sind in Johanngeorgenstadt zu Hause. Letzterer besteht aus 700 Tonnen Stahlbeton und 15 Tonnen Edelstahl – ihren Beinamen hat sich die Stadt damit mehr als verdient.

#3 Seiffen, Wiege der Erzgebirgischen Volkskunst

Schwibbogen mit Seiffener Kirche

Zinn, Arsenkies, Kupferkies und Roteisenerz wurden in zahlreichen Orten des Erzgebirges abgebaut – so auch im sächsischen Seiffen. Nachdem die Zinnausbeute gegen Ende des 17. Jahrhunderts zurückging und der Bergbau mehr und mehr zum Erliegen kam, schufen sich die Einwohner Seiffens mit der Herstellung von Holzspielzeug ein zweites Standbein. Heute, mehr als 300 Jahre später, genießen die Erzeugnisse aus Seiffen weltweite Anerkennung.

Nicht nur bei der Herstellung von Holzspielzeug darf man in den Schauwerkstätten der Stadt zusehen, auch Pyramiden, Räuchermännchen, Schwibbögen und aus Holzreifen gedrehte Tierfiguren werden hier in liebevoller Handarbeit gefertigt.

Ein besonderes Schmuckstück und Wahrzeichen der Stadt ist die zwischen 1776 und 1779 erbaute Seiffener Kirche. Mit ihrem achteckigen Grundriss und dem verspielten Turm gehört die barocke Kirche zu den beliebtesten Motiven in der erzgebirgischen Holzkunst.

#4 Das Erzgebirge im Blick auf dem Fichtelberg

Fichtelberg

Mit 914 m thront Oberwiesenthal als höchstgelegene Stadt Deutschlands über dem Erzgebirge. Noch 300 m weiter nach oben, auf dem Fichtelberg, bietet sich ein unvergesslicher Blick auf die Städte und Wälder der gesamten Region.

Bis in das 19. Jahrhundert dominierte in und um Oberwiesenthal der Bergbau. Heute kennt man die Stadt vor allem wegen ihres vielseitigen Wintersport-Angebots. Im größten alpinen Skigebiet Sachsens dürfen sich Ski- und Snowboard-Fans auf zahlreiche Pisten und tolle Veranstaltungen (z. B. den Nachtskilauf) freuen.

#5 Annaberg-Buchholz und der Frohnauer Hammer

Frohnauer Hammer bei Nacht

Die Stadt Annaberg-Buchholz kennt man nicht nur als Wohnsitz des Rechenmeisters Adam Ries, sondern auch als historisches Zentrum des Silberbergbaus. Bedeutendster Zeuge der Marienberger Bergbautradition ist der sogenannte Frohnauer Hammer, eines der wenigen funktionsfähig erhaltenen Hammerwerke des Erzgebirges.

Als technisches Denkmal und UNESCO-Stätte liefert die Hammerschmiede einen detaillierten Einblick in die Geschichte des Bergbaus. Ihren Weg von Silber- über Kupfer- hin zum Eisenhammer kann man im zugehörigen Museumskomplex nachverfolgen. Bis heute haben mehr als 8 Millionen Menschen die originalgetreue Hammerwerkstechnik aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts besucht.

#6 Marienberg, Bergbautradition in Perfektion

Pferdegöpel Marienberg

Am 17. Juli 1519 fand Clemens Schiffel im Tal des Schlettenbachs das erste Silber. Von da an war die bergbauliche Erschließung Marienbergs nicht mehr aufzuhalten. Zahllose Bergleute strömten in die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt noch gar keine war, denn erst im Jahr 1523 erhielt Marienberg als Folge des regen Zuzugs sein Berg- und Stadtrecht.

Ihren Höhepunkt erreichte die Silberförderung um 1540. Insgesamt gab es zu diesem Zeitpunkt in der unmittelbaren Umgebung 559 Gruben.

Besondere Bedeutung in der Bergbaugeschichte kommt dem im Ortsteil Lauta gelegenen Rudolphschacht zu. Die UNESCO-Stätte zeigt eine beeindruckende Anlage aus längst vergessenen Tagen: den Pferdegöpel. In Zeiten ohne Dampfmaschine und Motor diente diese gigantische Holzkonstruktion unter anderem als Antrieb für die Beförderung von Materialien aus dem Bergewerkschacht ans Tageslicht. Verrichtet wurde diese Knochenarbeit von Pferden, die sich um einen festen Punkt im Kreis bewegten. Vielerorts wird vermutet, dass das charakteristische Aussehen des Pferdegöpels die Formgebung der Erzgebirgischen Weihnachtspyramide maßgeblich beeinflusste.

Ob das tatsächlich stimmt, und wo die kulturellen Ursprünge von Schwibbogen und Weihnachtsengel zu verorten sind, können Sie hier nachlesen:

Schwibbuung, Peremett und Bargmaa: Das steckt hinter dem traditionellen erzgebirgischen Weihnachtsschmuck »

Kleine Engel, große Frauen: Die Erfolgsgeschichte von Margarete Wendt & Olly Kühn

Grünhainicher Engel

Seit mehr als 100 Jahren kennt man den Namen Wendt & Kühn als Hersteller gedrechselter Engelsfiguren auf der ganzen Welt. Ihren Anfang nahm die himmlische Tradition mit zwei Frauen, die ihrer Zeit weit voraus waren. Ihre Geschichte ist so einzigartig wie jede der Figuren, die noch heute von Hand in der Manufaktur in Grünhainichen bemalt werden.

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Kleine Engel, große Frauen: Die Erfolgsgeschichte von Margarete Wendt & Olly Kühn

Grünhainicher Engel

Frauen, die ein Unternehmen führen – jüngsten Statistiken zufolge sind sie in Deutschland nach wie vor deutlich in der Unterzahl. Bei uns im Erzgebirge ist aber schon immer alles ein wenig anders gewesen. Und so überrascht es kaum, dass es zwei Frauen waren, die mit der weltweit bekannten Volkskunst-Manufaktur Wendt & Kühn eines der erfolgreichsten Unternehmen unserer Region gründeten.

Wir haben uns auf die Spur des erzgebirgischen Traditionsbetriebs begeben – und konnten in seiner Historie neben den beiden Gründerinnen noch weitere Protagonistinnen entdecken.

Zwei Frauen, eine Idee: Die Geburt und Kinderjahre von Wendt & Kühn

Im Jahr 1887 geboren, war Margarete „Grete“ Wendt, Tochter des Direktors der Staatlichen Spielwaren- und Gewerbeschule in Grünhainichen, schon als Kind mit den Abläufen des Drechselns und der Kunst der Holzbearbeitung vertraut. Als eine der ersten Frauen studierte sie von 1907 bis 1911 in der allgemeinen Schülerinnenabteilung an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Dresden – noch ein Jahr früher wäre das nicht möglich gewesen.

Offiziell beginnt die Geschichte von Wendt & Kühn am 1. Oktober 1915 – dem Tag, an dem Grete Wendt und ihre Studienfreundin, die Architektentochter Margarete „Grete“ Kühn, ihren eigenen Betrieb ins Leben riefen. Die Idee hinter dem Unternehmen hatte es aber schon weitaus länger gegeben: Bereits im Jahr 1913 entwarf Grete Wendt eine Figurenserie namens Beerenkinder, die sie wenig später auf der Weltausstellung in Köln vorstellte. Stilbildend für die späteren Figuren war auch der 28er-Engel, den Wendt ihrem Bruder als Aufmerksamkeit zu Weihnachten an die Front schickte. Auch heute, mehr als 100 Jahre später, wird diese Figur noch in Grünhainichen hergestellt.

Bereits im Jahr nach der Unternehmensgründung präsentierten sich Wendt & Kühn mit ihren Produkten auf der Leipziger Messe – und zwar mit großem Erfolg. Aufgrund des Ersten Weltkriegs blieb die Auftragslage aber nicht lange so günstig. Über mehrere Jahre hinweg lag der Fokus des Betriebs tragischerweise vor allem auf der Fertigung von Grabmalen und Grabkreuzen.

Ein neues Gesicht, das Engelsgeschichte schreiben sollte: Olly Wendt wird Gestalterin bei Wendt & Kühn

Margeritenengel

Im Jahr 1919 trat Johannes Wendt als Buchhalter in das Unternehmen ein. Ein Jahr nach ihm erschien eine der bedeutendsten Personen der Unternehmensgeschichte in der Manufaktur: Olga „Olly“ Sommer, Absolventin der Dresdener Kunstgewerbeschule. Zuerst übernahm sie vor allem die Aufgaben von Mitgründerin Margarete Kühn. Diese schied mit ihrer Heirat im Jahr 1920 nämlich aus dem Unternehmen, weil eine verheiratete Frau zu dieser Zeit allein nicht geschäftsfähig war. Um eine Übernahme durch Außenstehende zu verhindern, einigten sich beide Frauen darauf, dass Kühn das Unternehmen verließ – Freundinnen blieben sie aber dennoch ein Leben lang.

Als Gestalterin und langjährige Weggefährtin von Grete Wendt prägte Olly Sommers Handschrift das Aussehen der Figuren maßgeblich – von der farbenreichen Gestaltung der Figuren bis hin zum Entwurf der noch heute beliebten Margeritenengel, eine Hommage an ihre baltische Herkunft.

In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche neue Figuren. Ein besonderer Meilenstein ereignete sich im Jahr 1925 mit dem Entwurf der ersten Grünhainicher Engel. Dabei handelte es sich um drei Figuren, die Fackel, Geige und Flöte in der Hand hielten. Ihre grünen Flügel mit elf kleinen Punkten sind noch heute markentypisch für die Figuren von Wendt & Kühn.

Himmlisch kreativ und international erfolgreich: Wendt & Kühn erlangt weltweite Bekanntheit

Mehr und mehr bildeten Grete Wendt und Olly Sommer, die im Jahr 1930 Johannes Wendt heiratete, den besonderen Stil heraus, der die Figuren auch heute noch einzigartig macht. Ihr Alleinstellungsmerkmal war vor allem, dass sie aus mehreren Drehformen zusammengesetzt wurden. Anders als die Figuren anderer Hersteller, verfügten sie nicht über flache Brettchenarme, sondern runde Konturen – und wirkten deshalb besonders lebendig.

Ein freudiges Ereignis wurde dem Familienunternehmen noch im selben Jahr beschert: Olly Wendt brachte Zwillinge zur Welt. Freilich wusste damals noch niemand, dass mit Sohn Hans Wendt der zukünftige Unternehmensnachfolger geboren worden war.

Die meisten der mehr als 2.500 Figurenentwürfe, Muster und Zeichnungen entstanden in den 20er- und 30er-Jahren. Bis heute wird dieser Schatz in den Gemäuern der Manufaktur in Grünhainichen bewahrt und behütet. 1937 reiste Grete Wendt mit ihrer Engelgruppe mit Madonna zur Weltausstellung nach Paris – und wurde dort mit der Goldmedaille und dem Grand Prix ausgezeichnet. Dieser Erfolg steigerte die internationale Bekanntheit der Engelmusikanten ganz immens, was Grete und Olly Wendt zugleich als Inspiration für neue Entwürfe nutzten. In dieser Zeit entstanden unter anderem die HolländerFiguren, der Luciazug und die Fischfrauen.

Von Freundschaft und Zusammenhalt: Wendt & Kühn im zweiten Weltkrieg und der DDR

Mit dem zweiten Weltkrieg begannen für das Unternehmen schwere Zeiten. Trotz ihres internationalen Erfolgs standen die zarten Figuren zu stark im Kontrast zum nationalsozialistischen Zeitgeist. Hinzu kam ein zunehmender Mangel an Arbeitskräften und Materialien, der die Produktion erschwerte. Die Folge: Einige Jahre lang wurden in der Manufaktur vor allem Modelle von Schiffen und militärischen Fahrzeugen hergestellt – die direkte Beteiligung an der Rüstungsindustrie konnte glücklicherweise abgewendet werden.

Im September 1945 folgte der wohl härteste Schicksalsschlag des Unternehmens: Johannes Wendt wurde in ein Internierungslager verschleppt und starb wenig später in Tscherepowez.

In den weiteren schwierigen Jahren der Enteignung und Verstaatlichung hielt die Engelfamilie fest zusammen. Die Leitung des Betriebs übergab Grete Wendt im Jahr 1957 vertrauensvoll in die Hände von Sohn Hans, der auch unter der Regierung der SED weiter als Betriebsdirektor im Unternehmen bleiben konnte. Während sich Wendt mehr und mehr aus dem Geschäft zurückzog, blieb Olly Wendt bis ins stolze Alter von 87 Jahren Teil der Manufaktur. Insgesamt verbrachte sie 63 Jahre als Gestalterin im Betrieb. Viele Ihrer Entwürfe sind heute als Exponate in den wichtigsten volkskundlichen und kunstgewerblichen Museen Sachsens zu finden.

Die Tradition lebt weiter: Zeitlose Schätze und frische Ideen bei Wendt & Kühn

Grünhainicher Engel mit Flöte

Heute kennt man das Vermächtnis von Grete Wendt, Grete Kühn und Olly Wendt auf der ganzen Welt. In dritter Generation haben sich Claudia Baer, geb. Wendt, und Dr. Florian Wendt mit der Übernahme der Geschäftsleitung im Jahr 2011 den Grundwerten des Unternehmens verpflichtet. Behutsam und mit traditionsbewusstem Blick entwickeln sie das Figurensortiment weiter.

Damals wie heute werden die Produkte von Wendt & Kühn in liebevoller Handarbeit gefertigt – in demselben Fachwerkhaus, das die Firmengründerinnen kurz nach der Gründung erstanden hatten.

In unserem Online-Shop entdecken Sie die vielfältige Produktauswahl von Wendt  Kühn – vom klassischen Blumenkind bis hin zu modernen Kreationen. Schauen Sie doch mal vorbei und finden Sie Ihre Lieblingsfigur!