Echt Erzgebirge!
Der Blog rund um Volkskunst, Tradition und die typisch erzgebirgische Lebensart

Wir lieben das Erzgebirge – mit all seinen Schönheiten und Eigenarten. In unserem Blog plaudern wir ein wenig aus dem Räucherhäuschen und teilen unser Wissen rund um Volkskunst, Mundart und Brauchtum.

Kunsthandwerk im Erzgebirge – Teil 3: Erzgebirgische Schnitzkunst

Schäfer und Schafe geschnitzte Holzfiguren

Schon die erzgebirgischen Bergleute nahmen nach Feierabend das Schnitzeisen in die Hand. Damals wie heute werden im Erzgebirge Holzfiguren in verschiedensten Dimensionen geschnitzt.

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Kunsthandwerk im Erzgebirge – Teil 3: Erzgebirgische Schnitzkunst

Schäfer und Schafe geschnitzte Holzfiguren
Schäfer und Schafe geschnitzte Holzfiguren

Das Kunsthandwerk mit der wohl bedeutendsten Tradition im Erzgebirge ist das Holzschnitzen. Schon seit vielen hundert Jahren nutzt man hierzulande Eisen und Schnitzmesser, um hölzerne Figuren herzustellen. Und auch heute entstehen in den erzgebirgischen Holzschnitzereien noch einzigartige Kunstwerke mit einem ganz besonderen Charme.

Wir sind begeistert von den filigranen Schönheiten, die erfahrene Schnitzkünstler wie von Zauberhand aus einem einfachen Stück Holz zu formen vermögen – und haben uns deshalb einmal genauer mit der langen Tradition des Schnitzens im Erzgebirge beschäftigt.

Schnitzen im Erzgebirge: Ein Handwerk mit Geschichte

Für die erzgebirgischen Bergleute war das Schnitzen schon immer mehr als ein Zeitvertreib nach Feierabend. Mit dem Schnitzmesser verewigten sie ihre Erlebnisse auf geschickte Weise in Holz. Als der Bergbau mehr und mehr an wirtschaftlicher Bedeutung verlor, wurde aus der Freizeitbeschäftigung ein wichtiger Broterwerb für die Menschen im Erzgebirge.

Weil Holz in großen Mengen vorhanden und schnell zu beschaffen war, entwickelte sich das Schnitzen schnell zu einem bedeutenden Erwerbszweig. Berufsgruppen, die eng mit dem Schnitzhandwerk in Verbindung standen, waren die Löffelmacher, Span­schachtel­macher und Kübler.

Obwohl heute auch CAD-gesteuerte Kopierfräsern das Werk des Schnitzers verrichten können, wird im Erzgebirge nach wie vor fleißig geschnitzt. Neben den professionellen Schnitzwerkstätten gibt es zahlreiche Vereine und Schnitzergruppen, die die Tradition der anspruchsvollen Handwerkskunst pflegen und fortführen.

Mit diesen Werkzeugen wird traditionsgemäß geschnitzt

Vorab ein paar allgemeine Worte zum Begriff des Schnitzens: Damit wird ein kerbendes und spanabhebendes Handwerk bezeichnet, bei dem man durch kontinuierliches Entfernen des Materials vom Rohling ein Werkstück modelliert. Die Fertigungsart zeigt sich an typischen kleinen Abdrücken im Werkstück. Nicht nur kunstvolle Figuren und Reliefs, auch Gegenstände des täglichen Bedarfs können so hergestellt werden.

Schnitzwerkzeuge

Als Rohling nutzen Berufsschnitzer heute meist vorgefräste Holzstücke, die sogenannten Schnitzrohlinge. Diese werden mit Schnitzeisen aus kohlenstoffhaltigem Stahl bearbeitet. Schnitzeisen gibt es in den verschiedensten Ausführungen:

  • Flacheisen (Schnitzeisen mit leichter Höhlung) zum Schnitzen von Flächen und Rundungen
  • Balleisen (Schnitzeisen mit flacher, gerader Schneide) zur Erzeugung von Rundungen
  • Hohleisen (Schnitzeisen mit starker Höhlung) für Vertiefungen
  • Bohrer (Hohleisen mit besonders starker, U-förmiger Höhlung) für Löcher und zum Entfernen größerer Materialmengen
  • V-förmige Eisen (auch Geißfuß genannt) für Strukturen und gerade Kanten
  • Blumeneisen (mit verjüngter Klingenbreite) für kleine Vertiefungen

Für größere Schnitzprojekte kommen zusätzlich Hammer mit rundem Kopf zum Einsatz. Diese werden gebraucht, um die nötige Kraft zum Abtragen des Holzes aufbringen zu können.

Damit beim Schnitzen keine Missgeschicke oder gar Unfälle passieren, ist die richtige Fixierung des Werkstücks das A und O. Die zur Herstellung von Reliefs benötigten Holzplatten werden in der Regel verschraubt oder in einem Rahmen verkeilt. Für Figuren nutzen Schnitzer einen Schnitzgalgen (= zwei Harthölzer mit beweglichem Gelenk) und spannen diesen an der Hobelbank ein. Das Werkstück wird dann mit einer Figurenschraube am Schnitzgalgen fixiert.

Kleine Figuren werden oft in der Hand oder auf dem Oberschenkel geschnitzt – hierfür braucht man aber besonders viel Erfahrung, denn die Verletzungsgefahr beim Gebrauch der scharfen Schnitzwerkzeuge ist nicht zu verachten.

Schnitzen mal anders: Eine besondere (und noch recht junge) Spielart des Handwerks ist das Kettensägenschnitzen. Die Kettensäge wird dabei als überdimensionaler Schnitzhobel benutzt – ein beeindruckender Prozess, den man oft auch in Schauvorführungen hautnah miterleben kann. Eine ganze Ausstellung von Kettensägenkunst gibt es im erzgebirgischen Blockhausen zu bewundern.

Das richtige Holz für Schnitzarbeiten

Heimische Hölzer wie Linde und Buchsbaum eignen sich aufgrund ihrer Kurzfaserigkeit und Homogenität hervorragend zum Schnitzen. Aber auch Ahorn, diverse Kiefern- und Obsthölzer sind gute Schnitzhölzer.

Um die Reißneigung des Holzes zu minimieren, sollte das verwendete Holz gut durchgetrocknet sein.

Räuchermann Schnitzer

Schnitzen in der Erzgebirgischen Volkskunst

In den meisten erzgebirgischen Holzmanufakturen wird heute mehr gedrechselt als geschnitzt – denn das Schnitzen ist ein besonders aufwendiges Handwerk. Nichtsdestotrotz genießt die Schnitzkunst im Erzgebirge nach wie vor ein hohes Ansehen. Pyramiden und Schwibbögen sind häufig mit geschnitzten Tierfiguren bestückt, viele namhafte Holzkunst-Hersteller wie KWO und Christian Ulbricht haben dem Handwerk sogar eine eigene Räucherfigur gewidmet. Und natürlich findet sich der Schnitzmeister auch auf dem bekanntesten erzgebirgischen Schwibbogen-Motiv.

Kunsthandwerk im Erzgebirge – Teil 2: Die hohe Kunst des Klöppelns

Klöppelsack

Nicht nur an der Drechselbank entstehen im Erzgebirge aufwendige Kunstwerke. Auch am Klöppelsack ist man hierzulande besonders geschickt. Als traditionelle erzgebirgische Handwerkskunst blickt das Klöppeln auf eine bewegte Geschichte zurück.

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Kunsthandwerk im Erzgebirge – Teil 2: Die hohe Kunst des Klöppelns

Klöppelsack
Klöppelsack

Handgemachtes besitzt im Erzgebirge einen hohen Stellenwert. Die filigranen Holzkunstwerke der Region kennt und liebt man mittlerweile auf der ganzen Welt. Aber nicht nur mit einzigartigen Drechselarbeiten erlangte das Erzgebirge Bekanntheit – auch am Klöppelsack ist man hier außerordentlich geschickt.

Die Geschichte des Klöppelns reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert. Wir sind ihr auf den Grund gegangen und haben uns die traditionsreiche Handarbeitstechnik einmal genauer angesehen.

Vom Lebensunterhalt zum Freizeitspaß: Klöppeln im Erzgebirge

Das Klöppeln ist ein Kunsthandwerk zur Herstellung verschiedenster Spitzen mittels spindelförmiger Holzspulen und darauf gewickeltes Garn. Durch Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen und Verschlingen der Fäden entstehen aufwendige Schmuckelemente oder ganze Bilder.

Viele Jahre lang wurde im Erzgebirge professionell geklöppelt. Heute trifft man sich in Gruppen, um dem Klöppeln gemeinsam als Freizeitbeschäftigung nachzugehen.

Einfach Spitze: So wird geklöppelt

Grundlage jeder Klöppelspitze ist der Klöppelbrief. Dabei handelt es sich um eine Mustervorlage, die meist urheberrechtlich geschützt ist – denn die Gestaltung und geometrische Berechnung eines solchen Entwurfs ist eine hohe Kunst, die nur wenige Handklöppler:innen beherrschen.

Klöppel

Die als Klöppel bezeichneten Holzspulen und der Klöppelbrief sind an einem Klöppelsack bzw. Klöppelkissen befestigt. Mindestens zwei paar dieser Klöppel werden durch Kreuzen und Drehen miteinander verflochten. Wer genug Erfahrung hat, kann mit bis zu 100 Holzspulen klöppeln.

Als Flechtmaterial kommt in erster Linie reißfestes Leinengarn zum Einsatz. Seltener werden auch Seiden- und Baumwollgarne verwendet. Sogar das Klöppeln mit Metallfäden ist möglich – hierfür braucht es aber besondere Klöppel. Damit beim Klöppeln nichts verrutscht, wird das Flechtwerk währenddessen mit Stecknadeln auf dem Kissen fixiert. Ist das Kunstwerk vollendet, werden diese wieder entfernt.

Andere Länder, andere Klöppel-Sitten: Im Erzgebirge wird traditionell auf einer Rolle mit Holzständer geklöppelt. In Frankreich und Belgien hingegen nutzt man Flachkissen.

Von Mailand nach Marienberg: So kam das Klöppeln ins Erzgebirge

Die Ursprünge des Klöppelns finden sich im Italien des 16. Jahrhunderts. Dort nutzte man diverse Flechttechniken, um die losen Fransen von Kleidungsstücken in feste, dekorative Kanten zu verwandeln. Es dauerte nicht lang, bis diese Technik sich großer Beliebtheit erfreute und die Spitzenkanten auch eigenständig gefertigt wurden.

Mit Le Pompe entstand 1557 in Venedig das erste Musterbuch für Klöppeltechniken. Aus diesem Zeitraum stammen auch die ersten erzgebirgischen Klöppelspitzen. Eine Person, die dabei nicht unerwähnt bleiben darf, ist Barbara Uthman. Die aus Annaberg stammende Unternehmerin war maßgeblich an der Verbreitung des Spitzenhandels im Erzgebirge beteiligt. Überlieferungen zufolge handelte sie mit Klöppelspitze nach Art des Verlagssystems: Sie gab Muster aus, ließ sie durch Klöpplerinnen umsetzten und verkaufte sie dann weiter. In ihren erfolgreichsten Jahren beschäftigte Sie ungefähr 900 Bortenwirkerinnen.

Klöppeln für das täglich Brot

Viele Frauen im Erzgebirge leisteten durch das Klöppeln einen wichtigen Beitrag zur Sicherung des Lebensunterhalts. Als der Bergbau mehr und mehr an Relevanz verlor, erlangten Handarbeitstechniken wie diese zusätzlich eine besondere wirtschaftliche Bedeutung für die Familien im Erzgebirge.

Klöpplerin Figur von Wendt & Kühn

Ab dem späten 19. Jahrhundert konnten Klöppelspitzen maschinell hergestellt werden – und die Dienste der Klöpplerinnen wurden nicht länger benötigt. Geklöppelt wurde nun nicht mehr in Lohnarbeit, sondern vorrangig als Freizeitbeschäftigung. Heute ist die Westsächsische Hochschule Zwickau deutschlandweit die einzige Bildungseinrichtung, die das professionelle Klöppeln im Rahmen des Fachbereichs Angewandte Kunst lehrt. In regionalen Vereinen und Freizeitgruppen wird aber natürlich weiterhin fließig geklöppelt.

Zu den bekanntesten Spitzen des Klöppelhandwerks zählen die Flechtspitze (Renaissance), die Mailänder Spitze (Barock), die Brüsseler Handklöppelspitze (Rokoko) und die Russische Spitze (Klassizismus). Eine der wenigen Spitzen mit deutschem Ursprung ist die Schneeberger Spitze. Sie entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Königlichen Spitzenklöppel-Musterschule Schneeberg. Dort suchten die Lehrkräfte nach Möglichkeiten, um Handklöppelspitze auf möglichst schnelle und unkomplizierte Weise herstellen zu können. Das Besondere an Schneeberger Spitze ist die relativ geringe Zahl der verwendeten Klöppel (6 bis 8 Paare), durch die schwungvolle Spitzen, die sich im Wechsel verjüngen und ausweiten.

Klöppeln als Motiv in der Erzgebirgischen Holzkunst

Schwibbogen mit Bergbau-Motiv

Die Geschichte zeigt: Das Klöppeln ist ein wertvolles Kulturgut des Erzgebirges – und so ist es kaum verwunderlich, dass sich das Motiv der Klöpplerin immer wieder auch in den Holzkunstwerken der Region wiederfindet. Namhafte Hersteller wie Wendt & Kühn haben der Klöpplerin eine eigene Figur gewidmet – und natürlich findet sie sich auch auf dem bekanntesten Schwibbogen-Motiv des Erzgebirges wieder.

Wer genau hinsieht, entdeckt darauf ein weiteres typisch erzgebirgisches Handwerk, dem wir uns als nächstes widmen möchten. Ein Tipp: Es geht ein weiteres Mal um den beliebten Werkstoff Holz.

Kleines Mundart-Lexikon Teil 2: Von L wie Lameng bis Z wie Zuckerle

Räuchermann Pilzsammler Original Erzgebirgisch

Noch mehr Erzgebirgisch: Im zweiten Teil unseres kleinen Mundart-Lexikons erfahren Sie, was ein Matzl ist, welche Speisen zum traditionellen Neinerlaa gehören und was Sie falsch gemacht haben, wenn man Sie als Pranzkiebl bezeichnet.

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Kleines Mundart-Lexikon Teil 2: Von L wie Lameng bis Z wie Zuckerle

Räuchermann Pilzsammler Original Erzgebirgisch
Räuchermann Pilzsammler Original Erzgebirgisch

Mir sei ahm, wie mor sei… Im Erzgebirge ticken die Uhren ein bisschen anders – und auch die Sprache der Region ist eine ganz besondere. Ein bisschen nuschelig, gern verniedlicht, verkürzt oder auch mal alles zusammen – das ist typisch Erzgebirgisch. Die vielerorts gesprochene Mundart umfasst hunderte Vokabeln, deren Bedeutung nicht selten nur von Einheimischen entschlüsselt werden kann.

Mit dem ersten Teil unseres Mundart-Lexikons haben wir bereits einen kleinen Einblick in die Eigenheiten und Tücken des Erzgebirgischen gegeben. Im zweiten Teil erfahren Sie noch mehr – zum Beispiel über niedliche Tierchen, traditionelle erzgebirgische Gerichte und winterlichen Rodelspaß.

L wie… Lameng

Im Erzgebirge schafft man Dinge nicht mit Links, sondern aus dor Lameng. Wie viele andere erzgebirgische Vokabeln stammt das Wort aus dem Französischen (la main = die Hand) und nimmt damit Bezug auf die Unmittelbarkeit (im Sinne von zur Hand haben), mit der diese Handlung vollzogen werden kann.

M wie… Matzl

Original Erzgebirgische Figur Vogel von Martin

Ein Herz für Tiere: Ob Küken, Marienkäfer oder Katzenjunges – was winzig und schutzbedürftig ist, nennt man im Erzgebirge liebevoll Matzl. Oft wird die verniedlichte Bezeichnung aber auch für kleine Holzstücke oder andere Kleinteile verwendet.

Allerhand Matzln, zum Beispiel goldige Vögel aus der Manufaktur Martin, süße Eulen aus dem Hause Kuhnert und viele weitere Original Erzgebirgische Figuren finden Sie in unserem Online-Shop.

N wie… Neinerlaa

Beim Neinerlaa (zu Hochdeutsch: Neunerlei) handelt es sich um das traditionelle Weihnachtsessen der Erzgebirger:innen. Das Besondere an diesem Menü: Jede der bei diesem Essen servierten Speisen hat eine symbolische Bedeutung:

  • Bratwurst: Herzlichkeit und Kraft
  • Sauerkraut: kein Leid (das Leben soll einem nicht sauer werden)
  • Linsen: Kleingeld soll nicht ausgehen
  • Klöße, Karpfen und Hering: großes Geld soll nicht ausgehen
  • Gans, Schweinebraten und Kuhhase: Glück
  • Kompott: Lebensfreude
  • Semmelmilch: Gesundheit
  • Nüsse oder Mandeln: guter Lebensalltag

Serviert wird das Neinerlaa an natürlich Heiligabend – und zwar pünktlich um 18 Uhr.

O wie… Othal

Fichtelberg

Sollten Sie von Erzgebirger:innen nach Othal eingeladen werden, fahren Sie auf jeden Fall mit! Denn Othal alias Oberwiesenthal gehört zu den schönsten Ausflugszielen, die das Erzgebirge zu bieten hat – und ist ganz nebenbei auch die höchstgelegene Stadt Deutschlands. Der Kurort liegt am Fuße des Fichtelbergs und gilt nicht nur unter Einheimischen als beliebter Wintersportort. Skifahren, Rodeln oder einfach nur den beeindruckenden Ausblick genießen – für all das (und noch vieles mehr) eignet sich die Region um den Fichtelberg hervorragend.

Wer besonders stilvoll und erlebnisreich nach Oberwiesenthal reisen will, kann dies mit der dampfbetriebenen Fichtelbergbahn tun.

P wie… Pranzkiebl

Wenn es etwas gibt, dass die Menschen im Erzgebirge nicht leiden können, dann sind es Angeber – oder Pranzkiebl, wie diese auch abfällig genannt werden. Wer pranzt (also angibt), kann es sich mit den Erzgebirger:innen leicht verscherzen – denn Bescheidenheit ist hier eine hoch geschätzte Tugend.

Q wie… Quetschkommod

Wendt & Kühn Figur Engel mit Akkordeon

Nicht erst seit De Randfichten gehört die Quetschkommod, das Akkordeon, zu den beliebtesten Instrumenten der erzgebirgischen Volksmusik. Das Feieromdlied, der Schneeschuhfahrermarsch und andere Klassiker werden traditionell mit diesem Handzuginstrument begleitet.

Wie beliebt das Akkordeon im Erzgebirge ist, wird auch anhand seiner vielen erzgebirgischen Kosenamen deutlich. Neben der Bezeichnung Quetschkommod sind zum Beispiel auch die Begriffe Ziehkastl und Zerrwanst gebräuchlich.

R wie… Ruscheln

Wenn‘s draußen wiedr schneit, do hommr unnre Freid! Sobald der erste Schnee liegt, leuchten im Erzgebirge alle Kinderaugen. Der Grund? Endlich kann geruschelt werden! Gemeint ist damit das Rodeln, das auf einem traditionellen Holzschlitten mit Metallbeschlägen natürlich am meisten Spaß macht.

S wie… Schwamme

Ja, de Schwamme, die sei gut! Wer in de Schwamme, also zum Pilze Sammeln geht, der wird in den Wäldern des Erzgebirges ganz bestimmt fündig. Doch die Konkurrenz schläft nicht! Erfahrene Pilzsammler:innen kennen die vielversprechendsten Fundorte – und würden sie wahrscheinlich auch unter Folter nicht verraten.

Räuchermännchen Pilzsammler

Ein Pilz-Klassiker der erzgebirgischen Küche sind übrigens Griene Klies un Schwammebrieh, eine Pilzsuppe mit grünen Klößen.

T wie… Trittewar

Laaf offn Trittewar! Wenn Sie diesen Satz hören, sind Sie wahrscheinlich auf der Straße gelaufen und waren jemandem im Weg. Trittewar is das erzgebirgische Wort für Gehsteig und wurde (wie so viele erzgebirgische Vokabeln) aus dem französischen Wort Trottoir entlehnt.

U wie… Uhiesschr

Wer das Wort Uhiesschr nicht kennt, auf den trifft es in aller Regel zu. Denn so nennt man im Erzgebirge jede Person, die nicht aus der Region stammt.

V wie… Varschl

Wenn dor Rupprich (Weihnachtsmann) an die Tür klopft, sollte jedes Kind ein Varschl auf Lager haben – denn ohne Varschl auch keine Geschenke. Gemeint ist damit ein kleines Lied oder Gedicht (Verschen), das vor der Bescherung vorgetragen wird.

W wie… Walker

Im Erzgebirge ist es deutlich kälter als anderswo – das macht den Einheimischen aber nichts aus, denn hier ist man auf eisige Temperaturen bestens vorbereitet. Um keine kaltn Fiss zu riskieren, werden in den eigenen vier Wänden üblicherweise sogenannte Walker, also aus Filz gefertigte Hausschuhe getragen.

Z wie… Zuckerle

Figur Süßigkeiten-Stand von Flade, Original Erzgebirgisch

Kulinarisch hat das Erzgebirge vor allem herzhafte und deftige Gerichte zu bieten. Aber auch Süßes lässt man sich hier gern mal schmecken. Wenn Sie mitnaschen möchten, brauchen Sie ab sofort nicht mehr um ein Bonbon zu bitten, sondern können dialektgetreu nach einem Zuckerle fragen.

S’is Feierohmd!

Uhiessche, die unser Mundart-Lexikon studiert haben, können sich nun selbstbewusst in die Konversation mit dem einen oder anderen Einheimischen stürzen – und dabei mit echtem Insider-Wissen glänzen. Wer nicht genug von der erzgebirgischen Mundart und Kultur bekommt, findet noch mehr typisch Erzgebirgisches in unserem Online-Shop für erzgebirgische Holzkunst.

Kleines Mundart-Lexikon Teil 1: Von A wie Ahlichtln bis K wie Karzl

Mann schnitzt Holzfigur

Erzgebirgisch für Anfänger: Der Dialekt der erzgebirgischen Landsleute ist ein sehr spezieller – und nicht immer ganz einfach zu verstehen. Welche Vokabeln man im Gespräch mit einem echten Erzgebirger beherrschen sollte, erfahren Sie in unserem Mundart-Lexikon.

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Kleines Mundart-Lexikon Teil 1: Von A wie Ahlichtln bis K wie Karzl

Mann schnitzt Holzfigur
Mann schnitzt Holzfigur

Wu de Hasen Hosen haßen un de Hosen Husen haßen… Das Erzgebirge ist nicht nur für seine einzigartige Holzkunst, sondern auch für seinen Dialekt bekannt. Wer das erste Mal auf waschechte Erzgebirger:innen trifft, kann im Gespräch schon mal an seine Grenzen geraten – denn viele Wörter klingen auf Erzgebirgisch einfach völlig anders.

Die Erzgebirger:innnen sind stolz auf ihre Mundart – und dank Dichter wie Anton Günther erlangte sie auch außerhalb der Region Bekanntheit. Wenn Sie sich noch schwer tun, den erzgebirgischen Dialekt zu verstehen, schafft unser kleines Mundart-Lexikon Abhilfe. Wir haben die wichtigsten, wunderlichsten und lustigsten Begriffe aus dem Wortschatz unserer Landsleute zusammengetragen und ins Hochdeutsche übersetzt.

A wie… Ahlichtln

Schwibbogen mit Seiffener Kirche

Unter Ahlichtln verstehen die Erzgebirger:innen das feierliche Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung. Traditionell wird mit dem ersten Anschalten die Vorweihnachtszeit eingeläutet – und zwar immer zum ersten Advent.

Nichts zum Ahlichtln zu Hause? In unserem Online-Shop finden Sie eine vielseitige Auswahl an Fensterbeleuchtung und Dekoration – darunter verschiedene Original Erzgebirgische Schwibbögen und natürlich auch den weltweit bekannten Herrnhuter Stern in unterschiedlichen Größen und Farben.

Übrigens: Das A klingt im Erzgebirge eher wie eine Mischung aus A, O und E – und nur, wer den Dialekt wirklich beherrscht, kann diesen Laut lupenrein erzeugen.

B wie… Bliemerant

Wenn es jemandem bliemerant ist, sollte man ihm schnellstmöglich ein Glas Wasser und einen Stuhl reichen. Denn bliemerant bedeutet auf Erzgebirgisch so viel wie schwindlig oder unwohl. Seine Wurzeln hat das erzgebirgische Wort im Französischen bleu mourant, was übersetzt blassblau bedeutet – und damit wohl auf die Gesichtsfarbe der betroffenen Person anspielt.

Weihnachtsbaumverkäufer

C wie… Christbaam

Eine Vokabel, die wohl auch die meisten Nicht-Erzgebirger übersetzen können: Der Weihnachtsbaum heißt von Aue bis Zschopau Christbaam und wird traditionell nicht mit Lametta, sondern mit kleinen Holzfiguren und Strohsternen geschmückt.

Die passende Weihnachtsdekoration für Ihren Christbaum finden Sie bei uns. Zu unserem Baumbehang-Sortiment gehören unter anderem die beliebten Weihnachtsengel von Wendt & Kühn.

D wie… Drham

Zu Hause ist es am schönsten – das finden auch die Erzgebirger:innen. Nur dass sie eben nicht zu Hause sind, sondern drham. Das Zuhause ist auch in erzgebirgischen Volksliedern und Gedichten häufig Thema – natürlich auch beim bekanntesten Liedermacher Anton Günther, der nach längeren Aufenthalten im Ausland ebenfalls wieder seinen Weg nach Hause ins Erzgebirge fand.

Kloßfrau

E wie… Eigeschnietne

Weggeworfen wird im Erzgebirge nichts – denn schließlich lässt sich auch aus den Resten des bomfortionösen (= üppigen) Mittagessens noch etwas Köstliches zaubern. Übriggebliebene Kartoffeln oder Klöße landen deshalb nicht im Müll, sie werden in Scheiben geschnitten und mit Butterschmalz in der Pfanne gebraten.

Das Ergebnis sind knusprige Eigeschnietne, die dem einen oder anderen sogar besser schmecken als ein frischer Kloß.

F wie… Fei

Des kasste fei net sohng! Die kleine Modalpartikel fei wird von Erzgebirger:innen nur zu gern benutzt. Ihre Bedeutung bewegt sich zwischen tatsächlich, wirklich und der Annahme, dass die angesprochene Person das Gesagte noch nicht weiß. Darüber hinaus wird einer Aussage mittels fei besonderer Nachdruck verliehen. Auch diese erzgebirgische Vokabel wurde aus dem Französischen entlehnt und lässt sich auf das Wort fin zurückführen.

G wie… Gahr

Gahr vor Gahr gieht’s zen Advent… So beginnt das wohl bekannteste Weihnachtslied des Erzgebirges, in dem die wichtigste Symbolfigur der Region besungen wird – die Rede ist vom Raachermannl, dem Räuchermännchen, das jedes Jahr am ersten Adventssonntag aus seinem Winterschlaf geweckt wird. Im Jahr 1830 erstmals erwähnt, ist es heute fester Bestandteil der erzgebirgischen Volkskunst und erfreut Menschen auf der ganzen Welt mit seinem duftenden Nebel.

Räuchermännchen und die passenden Räucherkerzen von Markenherstellern wie Huss, Crottendorfer und KNOX gibt es natürlich bei uns. Wir führen klassische Figuren, aber auch moderne Varianten.

Schloss Schwarzenberg

H wie… Haamit(land)

Vergass dei Haamit net! Zur Heimat pflegen die Erzgebirger:innen eine ganz besondere Liebe. Nicht nur mit der beeindruckenden Flora und Fauna der Region, auch mit ihrer Sprache und Kultur sind die Menschen im Erzgebirge besonders eng verwachsen – und bleiben es zumeist auch, wenn sie nicht mehr in ihrer Heimat wohnen.

Sieht man jenseits des Erzgebirges zur Weihnachtszeit ein traditionell geschmücktes Fenster mit Schwibbogen und Weihnachtsstern, ist es recht wahrscheinlich, dass der Dekorateur aus dem Erzgebirge stammt.

I wie… Imstandskastn

Jemand aus dem Erzgebirge hat Sie als Imstandskasten (wörtlich: Umstandskasten) bezeichnet? Dann will er ihnen mit typisch erzgebirgischer Direktheit sagen, dass Sie die Dinge vielleicht etwas zu kompliziert angehen – denn so nennt man hierzulande einen umständlichen Menschen. Nehmen Sie sich diesen Titel nicht allzu sehr zu Herzen, der Charme der Erzgebirger:innen ist nun mal eher pragmatisch.

J wie… Gung?

Nein, wir haben uns nicht vertan! Vokabeln mit J hat der erzgebirgische Dialekt kaum zu bieten. Denn die meisten Wörter, die im Hochdeutschen mit J beginnen, werden im Erzgebirge mit G gebildet. So ist der Junge dr Gung, der Jäger heißt Gaachr und wenn es kalt wird, zieht man sich keine Jacke über, sondern de Gack.

K wie… Karzl

Huss Karzl Räucherkerzen Alles-in-Einem

Licht und Beleuchtung sind im Erzgebirge ein großes Thema – nicht zuletzt aufgrund der langen Bergbaugeschichte der Region. Wenn es untertage stockfinster war, brachte ein Karzl (eine kleine Kerze) den Bergleuten Licht und Wärme. Während Schwibbögen und Weihnachtsbäume heute zumeist elektronisch beleuchtet sind, werden auf der erzgebirgischen Pyramide nach wie vor Kerzen angezündet – denn schließlich braucht es eine Flamme, damit de Peremett sich dreht.

Übrigens: Karzl heißt auch das Maskottchen des erzgebirgischen Räucherkerzen-Herstellers Huss. Das kleine Räucherkerzchen mit Hut weiß so einiges über das Erzgebirge, seine Sprache und Traditionen zu berichten – und trägt sein Wissen mit Witz und Charme in die Welt.

Neigierich? ‘s gieht fei noch wettr!

Noch mehr Vokabeln aus dem Erzgebirgischen teilen wir schon bald im zweiten Teil unseres kleinen Mundart-Lexikons. Bis dahin sagen wir: Macht’s ner gut und bleibt fei gesund!

Wenn is Raachermannl (weiter) nabelt: Die besten Düfte für sommerliches Räuchern 

Sonnenblumenfeld

Bei uns im Erzgebirge wird längst nicht nur in der Adventszeit geräuchert! Auch für die warmen Monate liefern Traditionshersteller wie Crottendorfer tolle Dufterlebnisse, die perfekt zu lauen Sommernächten passen. Wir verraten, mit welchen außergewöhnlichen Sorten Sie das ganze Jahr über Abwechslung in den Räucherofen bringen können.

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Wenn is Raachermannl (weiter) nabelt: Die besten Düfte für sommerliches Räuchern 

Sonnenblumenfeld
Sonnenblumenfeld

Der Duft von Weihrauch gehört zu Weihnachten wie Glühwein und Lichterglanz – und in kaum einem Haushalt im Erzgebirge werden die kleinen schwarzen Räucherkerzchen in der Adventszeit nicht angezündet. Steigt der zarte Rauch sanft aus Räuchermännchen oder Räucherhaus in die Nase, kommt sofort besinnliche Stimmung auf.

Aber auch, nachdem Engel, Bergmann und Schwibbogen wieder schlafen gelegt wurden, möchten viele nicht aufs Räuchern verzichten. Für sie hat sich Crottendorfer, einer der bekanntesten Räucherkerzen-Hersteller, ein frisches Produkt-Portfolio einfallen lassen, das in den warmen Monaten für unvergessliche Duft-Momente sorgt – von floral und fruchtig bis intensiv-würzig.

Crottendorfer Räucherkerzen werden seit 1936 im Erzgebirge hergestellt – und überzeugen damals wie heute durch höchste Qualität. Als Duftstoffe kommen naturnahe und unbedenkliche Rohstoffe wie Harze, Kräuter, Gewürze, Hölzer, Pflanzenextrakte, ätherische Öle, Duftstoffe für Allergiker und einheimische Buchenholzkohle zum Einsatz.

Besonders beeindruckend ist die Sortenvielfalt der kleinen Kegel:

Kirschblüte

Aromatische Entspannung für die Sinne

Gerüche haben eine große Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden. Die richtigen Düfte können beruhigen, entspannen – oder energetisieren. Das Portfolio der Crottendorfer Räucherkerzen hält deshalb verschiedene Duftrichtungen bereit, die das innere Gleichgewicht unterstützen.

Harmonisierende Aromakomposition, belebende Kirschblüte oder der unvergleichliche Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee – diese Sorten sind eine echte Wohltat für die Seele.

Frühlingsgefühle mit blumigen Düften

Wer sich den Geruch einer bunten Blumenwiese ins Wohnzimmer holen will, für den sind die blumigen Räucherkerzen-Sorten von Crottendorfer perfekt geeignet. Ob romantische Rosenblüten, buntes Blumenbouquet oder der Duft der Provence – mit diesen Räucherkerzen halten florale Aromen Einzug in jeden Raum.

Duftreisen um die ganze Welt

Nicht nur im Erzgebirge kennt man sich mit Düften aus – köstliche Aromen gibt es auf der ganzen Welt zu entdecken:

Russian Red: Wer von russischen Süßigkeiten nicht genug kriegen kann, für den sind diese Räucherkerzen ein echter Genuss. Eine außergewöhnliche Komposition aus Orangenblüten, dunklen Rosen, Ambra und weißem Jasmin erzeugen typisch russisches Flair.

African Night: In dieser Sorte steckt südafrikanische Lebensfreude – kraftvoll, bunt und warm. Kaum ist das Räucherkerzchen angezündet, steigt der Duft von Hölzern, Gewürzen und exotischen Blumen in die Nase.

Kuba

Black Forest: Ein Spaziergang im Kiefernwald tut Körper und Seele gut. Den Duft der Schwarzwaldlandschaft mit ihren vielen Kräutern und Moosen holen Sie sich mit dieser Sorte nach Hause.

Cuba Blend: Wer einer kubanischen Zigarre nicht widerstehen kann, für den ist diese Duftrichtung ein echtes Erlebnis. Hier treffen getrocknete Tabakblätter auf Röstaromen dunkler Schokolade – und beinahe meint man, leise Salsa-Klänge hören zu können.

Sie plagt das Fernweh nach Ihrem liebsten Reiseziel? Zünden Sie einfach ein Räucherkerzchen aus der Weltreise-Kollektion an, schließen Sie die Augen und tauchen Sie ein in die Duftwelten fremder Länder.

Duftique Duftmischung

Frische Düfte für jeden Geschmack

Fruchtige Beeren, tropische Kokosnuss, grüner Apfel oder der köstliche Duft von Erdbeeren und Vanille – im Sortiment von Original Crottendorfer ist für jeden eine passende Sorte dabei.

Wer sich bei all der Duftauswahl nicht entscheiden kann, für den hält Crottendorfer mit Duftique ein tolles Kennenlern-Set bereit – perfekt auch zum Verschenken.

Ganzjährig stilvoll räuchern: Wir haben das passende Werkzeug

Damit das Räuchern auch im Sommer Spaß macht, braucht es natürlich die passende Ausrüstung. Räuchermännchen, die auch außerhalb der Adventszeit eine gute Figur machen, gibt es bei uns zu entdecken – vom lustigen Duftzwerg über das Crottendorfer Ziegenbein bis hin zum süßen Räucherhaus.

Wer es etwas schlichter mag, für den sind die Crottendorfer Räucherfässer eine tolle Alternative zum klassischen Räuchermännchen.

Mei Arzgebirg, wie bist du schie: Anton Günther, Portrait eines Erzgebirgischen Dichters

Baum auf Lichtung im Erzgebirge

Der Vatertag steht kurz bevor – und wir möchten ihn in diesem Jahr einem ganz besonderen Mann widmen: dem Volksdichter und Sänger Anton Günther. In seinen Liedern spiegelt sich die Schönheit der erzgebirgischen Natur und Lebensart. Und seine Werke gehörenzum Erzgebirge wie Bergmann und Schwibbogen.

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Mei Arzgebirg, wie bist du schie: Anton Günther, Portrait eines Erzgebirgischen Dichters

Baum auf Lichtung im Erzgebirge
Baum auf Lichtung im Erzgebirge

Am Donnerstag ist Vatertag – oder Männertag, wie man ihn in unserer Region eher nennt. Wir möchten diesen besonderen Tag zum Anlass nehmen, um vom Leben und Wirken eines ganz besonderen Mannes zu berichten. Eine Persönlichkeit, die die Kultur des Erzgebirges mit ihren Werken maßgeblich geprägt und die Schönheit unserer Region hinaus in die Welt getragen hat: der Volksdichter und Sänger Anton Günther.

Heute gehören die Werke von Anton Günther zur Erzgebirgischen Kultur wie Bergmann und Schwibbogen. In jungen Jahren wollte der berühmte Liedermacher aber lieber Förster werden, denn die erzgebirgischen Wälder, in denen er während seiner Kindheit viel Zeit verbrachte, weckten in ihm eine starke Liebe und Nähe zur Natur.

Im Jahr 1876 geboren und nahe des Keilbergs in Gottesgab (heute Boží Dar) aufgewachsen, kam der junge Anton Günther natürlich früh mit Musik in Berührung  – insbesondere durch seinen Vater, für den das Musizieren in Gesellschaft ein kleines Zubrot darstellte.

Vergass dei Haamit net: Die Erfindung der Liedpostkarte

Wald im Erzgebirge

Seinem Zeichentalent hatte Anton Günther es zu verdanken, dass er eine Lehre zum Lithografen absolvieren und ab 1895 im schönen Prag leben konnte. Doch die Sehnsucht nach der Heimat war groß – und machte ihn zum Dichter. Gemeinsam mit anderen aus dem Erzgebirge stammenden Menschen traf er sich regelmäßig zum Singen und Musizieren. Begleitet wurden die selbst geschriebenen Lieder auf der Gitarre.

In dieser Zeit entstand mit „Drham is‘ drham“ (= Daheim ist daheim) eine der bekanntesten Dichtungen Günthers. Dass sich das Lied so großer Beliebtheit erfreute, brachte Günther auf eine Idee: Statt den Text immer wieder abzuschreiben, um ihn weiterzugeben, zeichnete er ihn auf Lithografie-Stein und ließ das Ergebnis drucken – die erste Liedpostkarte war geboren.

Im Jahr 1901 kehrte Anton Günther zurück nach Gottesgab, um sich nach dem Tod seines Vaters um seine Geschwister zu kümmern. Dort angekommen, verdiente auch er sich mit Auftritten als Sänger und Musiker etwas dazu – denn die kleine Landwirtschaft reichte nur schwerlich zum Überleben. Auch der Verkauf der Liedpostkarten brachte der Familie zu diesem Zeitpunkt bereits die eine oder andere Mark ein.

Bleib’n mr noch a weng do: Die Zeit der großen Erfolge

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Erzgebirge eine ausgesprochen beliebte Urlaubsregion. In den vollen Gaststätten sorgte Günther abends mit seinen Liedern für Unterhaltung – und hatte damit immer größeren Erfolg. Besungen wurde alles, was es über das Erzgebirge zu berichten gab – vom Schwamme-Sammeln über die Winterfreuden der Schneeschuhfahrer bis hin zur seligen Weihnachtszeit mit ihren vielen traditionellen Bräuchen. Vermutlich war es gerade diese Besinnung auf die freudebringenden Kleinigkeiten ihrer Welt, mit denen der Musiker die Menschen in seinen Bann zog.

Nach dem ersten Weltkrieg, den er als österreichischer Soldat an der serbischen Front miterlebte, waren die Lieder Anton Günthers beliebter denn je: Bei Auftritten in Berlin, Wien und Dresden begeisterte er auch das Publikum jenseits des Erzgebirges mit seiner Dichtung. Zu Hause konnte man die Lieder Anton Günters dank der Schellack-Schalplatten nun ebenfalls in voller Länge hören.

Der aufstrebende Nationalsozialismus ließ Günther zunehmend schwermütiger werden. Am 29. April 1937 nahm er sich schließlich das Leben. Auf seinem letzten Weg begleiteten ihn tausende Menschen, während mit dem Feierohmd-Lied eines seiner bekanntesten Werke erklang.

‘S hot jeder sei Freid: Anton Günther in der zeitgenössischen Kultur des Erzgebirges

Räuchermann Anton Günther

Zuerst lebten Anton Günthers Liebe zur Musik und zum Erzgebirge vor allem in seinem Sohn Erwin fort. Als Mundartsprecher des Volkskunst-Ensembles „Heiteres Erzgebirge“ trat er in die Fußstapfen seines Vaters und beteiligte sich außerdem maßgeblich daran, die Werke Günthers zusammenzutragen.

Von insgesamt ca. 140 überlieferten Liedern (davon 86 als Einheit von Text, Notensatz und Zeichnung) sind viele auch heute noch fester Bestandteil des erzgebirgischen Liederschatzes. Wer während des Männertags-Ausflugs mit der Musik Anton Günthers für traditionelle Unterhaltung sorgen will, findet viele seiner Werke mittlerweile sogar auf den bekannten Streaming-Plattformen.

Das Lebenswerk Anton Günthers würdigt man im Erzgebirge auf vielfältige Weise: Überall in den Städten und Wäldern verstreut finden sich Gedenksteine, die an den beliebten Künstler erinnern. Beim jährlichen Anton-Günther-Singen in Weipert werden die schönsten Lieder von Musikern der Region vorgetragen. Und natürlich befasst sich auch die Erzgebirgische Holzkunst mit ihm. Der Holzkunst-Hersteller KWO fertigt zum Beispiel einen Räuchermann, der ihm optisch bis ins Detail nachempfunden ist. Natürlich ist diese Figur auch in unserem Online-Shop erhältlich.

zum Räuchermann »

Hase, Ei und Osterbrunnen: Die bekanntesten Ostertraditionen und ihr Platz in der Erzgebirgischen Volkskunst

Erzgebirgische Osterdekoration von Wendt & Kühn

Nicht nur in der Weihnachtszeit wird im Erzgebirge geschmückt und gefeiert, auch das Osterfest ist mit vielen Traditionen rund um Hase und Ei verbunden. Original Erzgebirgische Figuren und Dekorationen dürfen da natürlich nicht fehlen!

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Hase, Ei und Osterbrunnen: Die bekanntesten Ostertraditionen und ihr Platz in der Erzgebirgischen Volkskunst

Erzgebirgische Osterdekoration von Wendt & Kühn
Erzgebirgische Osterdekoration von Wendt & Kühn

Wer an die erzgebirgische Kultur denkt, dem kommen wohl zuerst die typisch weihnachtlichen Bräuche und Dekorationen des Erzgebirges in den Sinn. Aber auch, wenn der Frühling erwacht, die Narzissen blühen und die Wiesen in frischem Grün erstrahlen, geht es im Erzgebirge traditionell zu. Besonders während der Osterzeit trifft man hier auf liebevolle Dekorationen, prachtvoll geschmückte Gärten und allerlei buntes Treiben.

Wir, das Team vom Erzgebirgshaus, wissen natürlich genau, was ein gelungenes Osterfest im Erzgebirge ausmacht!

So feiert man Ostern im Erzgebirge

Das Osterfest gehört im Erzgebirge zu den wichtigsten Ereignissen des Jahres. Wie fast überall in Deutschland, kommt auch hier die Familie an den Feiertagen zusammen, um zu essen, zu feiern und kleine Geschenke zu verstecken. Zuvor verschönert man Haus und Garten liebevoll mit Erzgebirgischer Volkskunst und weiteren Dekorationen. Aufgestellt werden vor allem kleine Figuren wie Eier, Küken, Lämmer und Hasen. Als Baumschmuck kommen natürlich bunte Ostereier zum Einsatz.

Figur Wendt & Kühn: Junge mit Osterei

Wer es noch ein bisschen traditioneller mag, kann mit Osterschwibbögen, Osterspieldosen und Osterpyramiden für typisch erzgebirgische Stimmung sorgen. Auch die berühmten Blumenkinder von Wendt & Kühn eignen sich hervorragend als Osterdekoration.

Das Osterei: Symbolik und Verwendung im Erzgebirge

Die Büsche und Bäume im Außenbereich werden wie vielerorts mit bunten Ostereiern behangen – eine Tradition, die dem Christentum entspringt. Als Symbol des Lebens steht das Ei dort für die Auferstehung Jesu. Natürlich ist auch das Bemalen, Verstecken und Suchen von Ostereiern durchaus üblich. Und weil man im Erzgebirge nun mal gern aus Holz fertigt, gibt es bunt bedruckte Papp-Ostereier, die sich prima mit kleinen Leckereien befüllen und im Garten verstecken lassen.

Osterhasen in der Erzgebirgischen Volkskunst

Osterhase mit Lamm

Den überall gern gesehenen Osterhasen gibt es in allen erdenklichen Größen, Designs und Farben. Gefertigt wird er von vielen bekannten Herstellern, darunter zum Beispiel:

Für Sammelfreunde bringen diverse Hersteller jedes Jahr eine oder mehrere neue Hasenfiguren heraus.

Die Symbolik des Osterhasen ist (wie auch die des Ostereis) christlicher Natur. Aufgrund seiner starken Vermehrung steht der Hase stellvertretend für Fruchtbarkeit und wird seit dem späten Mittelalter als Symbol für das Leben und die Auferstehung verwendet.

Übrigens: Viele Hersteller Erzgebirgischer Volkskunst (z. B. Wendt & Kühn) bieten um die Osterfeiertage besondere Schautage an, bei denen man die Herstellung von Osterfiguren und anderen Dekorationen aus nächster Nähe beobachten kann – der perfekte Oster-Ausflug für große und kleine Fans der Erzgebirgischen Volkskunst.

Das Osterlamm als christliches Symbol im Erzgebirge

Im Christentum symbolisiert das Lamm die Reinheit und Unschuld. In der Osterzeit findet man es deshalb beinahe überall – zum Beispiel in Form von Osterbroten, die am Gründonnerstag gebacken und zum Osterfrühstück verspeist werden. Auch in der Erzgebirgischen Volkskunst sind Schafe und Lämmer ein beliebtes Ostermotiv.

Bunte Osterbrunnen um die Greifensteine und im Zwönitztal

Osterbrunnen

Der öffentliche Osterbrunnen ist eine noch recht junge Tradition des Erzgebirges, die ursprünglich aus der fränkischen Schweiz stammt. Mittlerweile sind die bunt geschmückten Brunnen aber auch in unserer Region ein echter Touristenmagnet. 

Brunnen und andere gewässernahe Bauwerke werden mit einer grünen Krone versehen, die wiederum selbst mit bunten, typisch österlichen Dekorationen verziert sind – in erster Linie kommen dafür Ostereier und farbige Bänder zum Einsatz. Besonders schöne Exemplare finden sich in Zwönitz und den dazugehörigen Ortsteilen.

Weshalb um die Osterzeit gerade Brunnen geschmückt werden, darüber streiten sich die Gelehrten. Zu vermuten ist aber auch hier ein Bezug zur Symbolik des Lebens. Ab Karsamstag bis zwei Wochen nach Ostern sind die geschmückten Brunnen in den Innenstädten zu finden. Das Aufsetzen der Krone ist ein feierlicher Akt und findet meist im Rahmen eines Ostermarktes statt.

Noch nicht geschmückt? Erzgebirgische Osterdeko online kaufen

Figur Wendt & Kühn: Mädchen mit Ostereiern und Osterhasen

Sie möchten Ihr Zuhause für das bevorstehende Osterfest schmücken? In unserem Online-Shop finden Sie viele traditionelle Figuren aus dem Hause Wendt & Kühn, Leichsenring, KWO und Preißler – aber auch moderne Dekorationen (zum Beispiel von Hobler, Reichel und Martin) gehören zu unserem umfangreichen Oster-Sortiment.

Das Team vom Erzgebirgshaus wünscht Ihnen ein fröhliches Osterfest – genießen Sie die sonnigen Feiertage und bleiben Sie gesund!

Auf den Spuren von Bergbau und Volkskunst: Die schönsten Orte der Montanregion Erzgebirge

Schloss Schwarzenberg

Wir sind Weltkulturerbe! Im Jahr 2019 wurde die Bergbaulandschaft im Erzgebirge von offizieller Stelle als kulturell besonders wertvoll und erhaltenswert ausgezeichnet. Wir haben uns auf eine Reise zu den schönsten und bedeutendsten Schauplätzen der erzgebirgischen Tradition begeben und unsere sechs liebsten Orte gekürt.

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Auf den Spuren von Bergbau und Volkskunst: Die schönsten Orte der Montanregion Erzgebirge

Schloss Schwarzenberg

Im Jahr 2019 war es endlich so weit: Die Bergbaulandschaft des Erzgebirges mit ihren vielen technischen Denkmälern wurde zum UNESCO-Welterbe erklärt. Die internationale Wertschätzung der Bergbaugeschichte ist für uns von besonderer Bedeutung, ist sie schließlich eng mit der Herausbildung erzgebirgischer Volkskunsttraditionen verwachsen.

Wer der starken Verbindung zwischen Bergbau und Kulturgut auf die Spur gehen will, für den haben wir die sechs geschichtsträchtigsten und schönsten Orte unserer Region zusammengestellt.

#1 Schwarzenberg, Perle des Erzgebirges

Schwarzenberg Panorama

Wo Schwarzwasser und Mittweida zusammenfinden, liegt die traditionsreiche Stadt Schwarzenberg, die ihren Beinamen nicht grundlos trägt. Ihr malerisches Panorama ist geprägt von steilen Felshängen, die sich wie ein Gürtel um die historische Altstadt mit Schloss und barocker Kirche schließen – ein unvergleichlicher Anblick.

Die Bergbaulandschaft Rother Berg nahe des Schwarzwasser gehört zu den UNESCO-Stätten der Region. Ab dem 13. Jahrhundert wurde hier insbesondere Roteisenerz gefördert und zur Weiterverarbeitung in den Erlahammer gebracht. Im zugehörigen Herrenhof wird die Tradition der Eisenverarbeitung auch heute noch in Ehren gehalten.

Während der Adventszeit, wenn die Bergparade sich ihren Weg durch die Altstadt Schwarzenbergs bahnt und der Weihnachtsberg typisch erzgebirgische Szenen zeigt, verwandelt sich ganz Schwarzenberg in ein Bekenntnis zur Bergbautradition.

#2 Johanngeorgenstadt, Stadt des Schwibbogens

Unmittelbar an der deutsch-tschechischen Grenze ragt der Auersberg 1.018,2 m in die Höhe. Ihm zu Füßen liegt der Ort Johanngeorgenstadt. Mit dem Besucherbergweg Frisch Glück nennt die Stadt eine der ältesten Silbergruben des Erzgebirges ihr Eigen – und damit noch nicht genug. Auch die weltweit größte Weihnachtspyramide und der weltweit größte freistehende Schwibbogen mit dem traditionellen Bergmannsmotiv sind in Johanngeorgenstadt zu Hause. Letzterer besteht aus 700 Tonnen Stahlbeton und 15 Tonnen Edelstahl – ihren Beinamen hat sich die Stadt damit mehr als verdient.

#3 Seiffen, Wiege der Erzgebirgischen Volkskunst

Schwibbogen mit Seiffener Kirche

Zinn, Arsenkies, Kupferkies und Roteisenerz wurden in zahlreichen Orten des Erzgebirges abgebaut – so auch im sächsischen Seiffen. Nachdem die Zinnausbeute gegen Ende des 17. Jahrhunderts zurückging und der Bergbau mehr und mehr zum Erliegen kam, schufen sich die Einwohner Seiffens mit der Herstellung von Holzspielzeug ein zweites Standbein. Heute, mehr als 300 Jahre später, genießen die Erzeugnisse aus Seiffen weltweite Anerkennung.

Nicht nur bei der Herstellung von Holzspielzeug darf man in den Schauwerkstätten der Stadt zusehen, auch Pyramiden, Räuchermännchen, Schwibbögen und aus Holzreifen gedrehte Tierfiguren werden hier in liebevoller Handarbeit gefertigt.

Ein besonderes Schmuckstück und Wahrzeichen der Stadt ist die zwischen 1776 und 1779 erbaute Seiffener Kirche. Mit ihrem achteckigen Grundriss und dem verspielten Turm gehört die barocke Kirche zu den beliebtesten Motiven in der erzgebirgischen Holzkunst.

#4 Das Erzgebirge im Blick auf dem Fichtelberg

Fichtelberg

Mit 914 m thront Oberwiesenthal als höchstgelegene Stadt Deutschlands über dem Erzgebirge. Noch 300 m weiter nach oben, auf dem Fichtelberg, bietet sich ein unvergesslicher Blick auf die Städte und Wälder der gesamten Region.

Bis in das 19. Jahrhundert dominierte in und um Oberwiesenthal der Bergbau. Heute kennt man die Stadt vor allem wegen ihres vielseitigen Wintersport-Angebots. Im größten alpinen Skigebiet Sachsens dürfen sich Ski- und Snowboard-Fans auf zahlreiche Pisten und tolle Veranstaltungen (z. B. den Nachtskilauf) freuen.

#5 Annaberg-Buchholz und der Frohnauer Hammer

Frohnauer Hammer bei Nacht

Die Stadt Annaberg-Buchholz kennt man nicht nur als Wohnsitz des Rechenmeisters Adam Ries, sondern auch als historisches Zentrum des Silberbergbaus. Bedeutendster Zeuge der Marienberger Bergbautradition ist der sogenannte Frohnauer Hammer, eines der wenigen funktionsfähig erhaltenen Hammerwerke des Erzgebirges.

Als technisches Denkmal und UNESCO-Stätte liefert die Hammerschmiede einen detaillierten Einblick in die Geschichte des Bergbaus. Ihren Weg von Silber- über Kupfer- hin zum Eisenhammer kann man im zugehörigen Museumskomplex nachverfolgen. Bis heute haben mehr als 8 Millionen Menschen die originalgetreue Hammerwerkstechnik aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts besucht.

#6 Marienberg, Bergbautradition in Perfektion

Pferdegöpel Marienberg

Am 17. Juli 1519 fand Clemens Schiffel im Tal des Schlettenbachs das erste Silber. Von da an war die bergbauliche Erschließung Marienbergs nicht mehr aufzuhalten. Zahllose Bergleute strömten in die Stadt, die zu diesem Zeitpunkt noch gar keine war, denn erst im Jahr 1523 erhielt Marienberg als Folge des regen Zuzugs sein Berg- und Stadtrecht.

Ihren Höhepunkt erreichte die Silberförderung um 1540. Insgesamt gab es zu diesem Zeitpunkt in der unmittelbaren Umgebung 559 Gruben.

Besondere Bedeutung in der Bergbaugeschichte kommt dem im Ortsteil Lauta gelegenen Rudolphschacht zu. Die UNESCO-Stätte zeigt eine beeindruckende Anlage aus längst vergessenen Tagen: den Pferdegöpel. In Zeiten ohne Dampfmaschine und Motor diente diese gigantische Holzkonstruktion unter anderem als Antrieb für die Beförderung von Materialien aus dem Bergewerkschacht ans Tageslicht. Verrichtet wurde diese Knochenarbeit von Pferden, die sich um einen festen Punkt im Kreis bewegten. Vielerorts wird vermutet, dass das charakteristische Aussehen des Pferdegöpels die Formgebung der Erzgebirgischen Weihnachtspyramide maßgeblich beeinflusste.

Ob das tatsächlich stimmt, und wo die kulturellen Ursprünge von Schwibbogen und Weihnachtsengel zu verorten sind, können Sie hier nachlesen:

Schwibbuung, Peremett und Bargmaa: Das steckt hinter dem traditionellen erzgebirgischen Weihnachtsschmuck »

In der Weihnachtsbäckerei: Der erzgebirgische Stollen im Portrait

Stollen

Weihnachten steht vor der Tür! Und spätestens am 25. Dezember werden bei uns im Erzgebirge die Christstollen angeschnitten. Wir können es kaum noch erwarten, uns das erste Stück schmecken zu lassen. Damit die Zeit bis dahin ein bisschen schneller vergeht, haben wir uns die Geschichte und Besonderheiten der traditionellen Köstlichkeit einmal genauer angesehen.

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In der Weihnachtsbäckerei: Der erzgebirgische Stollen im Portrait

Stollen

Die einen mögen ihn traditionell und mit möglichst dicker Butter-Zucker-Schicht, die anderen lieber extravagant mit Marzipan oder Mandeln: So oder so – der Stollen gehört zur erzgebirgischen Weihnachtskultur wie das Raachermannl und die Mettenschicht. Traditionell wird das brotförmige Gebäck am ersten Advent angeschnitten, mancherorts sogar erst zum ersten Weihnachtsfeiertag. Warum das so ist, wie der Stollen seinen Namen erhielt und was ein kleines Metallschild im Laib zu suchen hat, wissen unsere Spezialisten für erzgebirgische Weihnachtstraditionen.

Stollen

Der Weihnachtsstollen: Naschwerk für die Bergleute oder Sinnbild aus dem Christentum?

Warum der Stollen Stollen heißt und wie er sich seinen Platz auf der weihnachtlichen Kaffeetafel sichern konnte, dafür gibt es gleich mehr als nur eine mögliche Erklärung. Eine von ihnen bezieht sich auf den Bergbau und die Annahme, dass seine Form das Mundloch des tatsächlichen Stollens symbolisiert. Als gehaltvolle Nascherei für die Bergleute soll das Gebäck sich wegen seines saftigen Teigs, der nicht so schnell austrocknet oder verdirbt, besonders gut geeignet haben. Historisch belegt ist diese Theorie nicht – eine andere hingegen schon:

Im Jahr 1329 unterschrieb Heinrich I. von Grünberg die Urkunde zur Gründung der Naumburger Bäckerinnung – und erwähnte darin einige Pflichten, denen die Bäcker als Innungsmitglied nachzukommen haben. Eine dieser Pflichten war es, „an des heiligen Cristus Abende zwey lange weyssene Brothe, die man Stollen nennet“, zu backen. Im Althochdeutschen meint das Wort Stollen so viel wie Stütze oder Pfosten, was als Referenz auf die Form der Brote verstanden werden kann.

Die Rezeptur des Weihnachtsgebäcks hat sich seitdem natürlich stark verändert – seine pfostenartige Form ist aber die gleiche geblieben, weshalb der Stollen auch heute noch seinen Namen trägt.

Krippe aus Holz

Mit dem Christentum steht der Stollen in einer engen Verbindung – und reiht sich damit in andere religiös begründete und durch die reformatorische Bewegung gestärkte Backwaren wie den Niklaszopf, das Reformationsbrötchen, Martinshörnchen und Osterlamm ein. 

Der brotförmige Stollen mit seiner weißen  Zuckerschicht symbolisiert das in helle Tücher gewickelte Christkind. Ursprünglich durfte er tatsächlich erst am ersten Weihnachtsfeiertag zu Ehren der Geburt Jesu verzehrt werden – viele können der köstlichen Versuchung heute aber nicht mehr so lange widerstehen, weshalb die meisten Stollen bereits zum ersten Advent angeschnitten werden.

Butter, Zucker und Engelsgeduld: So entsteht ein echter Weihnachtsstollen

Die Grundlage jedes Stollens ist ein schwerer, süßer Hefefeinteig. Der Anteil der Grundzutaten variiert dabei von Rezept zu Rezept. Typisch für das Gebäck sind Einlagen wie Rosinen, Sultaninen und Korinthen. Hinzu kommen traditionell noch Zitronat und Orangeat, Mandeln und verschiedene Gewürze.

Stollenteig wird geknetet

Die Herstellung des Stollens ist recht aufwendig: Der Teig muss mehrmals gehen, das lange Kneten verlangt Muskelkraft und Geduld. Seine charakteristische Form erhält das Gebäck in der Regel nicht durch eine Form, sondern von Hand – deshalb sieht kein Stollen aus wie der andere.

Gebacken wird der Stollen bei mäßig starker, fallender Hitze. Bevor der Laib ganz erkaltet ist, wird er mit zerlassener Butter bestrichen, dick mit Zucker bestreut, nochmals gebuttert und abschließend mit Puderzucker verfeinert. Vor dem Anschneiden sollte er noch mindestens einen Tag ruhen.

Neben dem klassischen Butterstollen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Sorten mit besonderen Zugaben – zum Beispiel Quarkstollen, Mandelstollen, Marzipanstollen, Mohnstollen und Nussstollen.

Als besonders edel gilt übrigens der international bekannte Dresdner Christstollen mit seinem hohen Anteil an Butter und Einlagen. Seit 2010 ist sein Name sogar geografisch geschützt – ein Dresdner Stollen kommt also immer auch aus dem Großraum Dresden. Ebenso verhält es sich mit dem Erzgebirgischen Weihnachtsstollen, der ausschließlich in der Region und nach altem Originalrezept hergestellt werden darf.

Was macht das Metallschild im Weihnachtsstollen?

Zum Bäcker gehen und einen Stollen kaufen – das ist heute eine Selbstverständlichkeit. Früher war es im Erzgebirge hingegen üblich, dass jede Familie ihren Stollenteig nach eigenem Rezept vorbereite und vom Bäcker backen ließ. Damit es in der Backstube nicht zu folgenschweren Verwechslungen kam, wurde der Laib durch ein kleines Metallschild mit Namensgravur markiert – eine Tradition, die bis nach der Wiedervereinigung noch vielerorts erhalten blieb.

Oh, es riecht gut: Das Erzgebirgshaus wünscht köstliche Weihnachten!

Weihnachtskugel am Tannenbaum

Mit diesem kleinen kulinarischen Einblick wünschen wir allen Freunden der erzgebirgischen Back- und Volkskunst einen gemütlichen vierten Advent und ein besinnliches Weihnachtsfest – am besten typisch erzgebirgisch mit hell erleuchteten Fenstern, saftigem Stollen und natürlich einem nebelnden Raachermannl.

Schwibbuung, Peremett und Bargmaa: Das steckt hinter dem traditionellen erzgebirgischen Weihnachtsschmuck

Schwibbogen

Es ist wieder soweit: Der erste Advent naht – und es wird höchste Zeit, Haus und Fenster mit traditionellem Weihnachtsschmuck zu dekorieren. Aber weshalb ist der Schwibbogen eigentlich rund? Und wie kam die Pyramide ausgerechnet ins Erzgebirge? Fragen über Fragen – auf die wir natürlich die Antwort kennen. Was es mit den erzgebirgischen Dekorationen auf sich hat, verraten wir rechtzeitig, bevor die erste Kerze angezündet wird.

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Schwibbuung, Peremett und Bargmaa: Das steckt hinter dem traditionellen erzgebirgischen Weihnachtsschmuck

Schwibbogen

Gahr for Gahr gieht’s zun Advent off‘n Bud‘n nauf: Wenn der erste Schnee fällt, die Fenster hell erleuchtet sind und köstlicher Weihrauchduft den Raum erfüllt, ist sie endlich da – die wunderbare Adventszeit. Bei uns im Erzgebirge sind die Wochen vor dem Weihnachtsfest eine ganz besondere Zeit mit zahlreichen Bräuchen. Zu den bedeutendsten Traditionen zählt das alljährliche Mannle Wecken vor dem ersten Advent. Dabei werden Schwibbögen, Pyramiden, Bergmänner, Engel und natürlich auch das eine oder andere Raachermannl aus der Kiste geholt, um damit Fenster und Wohnung zu dekorieren.

Beim diesjährigen Aufstellen des Weihnachtsschmucks gingen uns ein paar Fragen durch den Kopf. Warum sieht ein Schwibbogen eigentlich so aus, wie er aussieht? Wer hat die Pyramide ins Erzgebirge gebracht? Und wieso stehen in manchen Fenstern gleich drei Bergmänner? Wir vom Erzgebirgshaus haben uns die Geschichte der Erzgebirgischen Volkskunst einmal genauer angeschaut – und dabei allerhand Wissenswertes herausgefunden.

Lichterglanz erhellt die Welt: Der Schwibbogen und seine Entstehung

Schwibbogen

Beinahe alle Traditionen des Erzgebirges lassen sich mit der Geschichte des Bergbaus in Verbindung bringen – so auch der Brauch, einen Schwibbogen ins Fenster zu stellen. Weil die Bergleute nämlich den Großteil ihrer Zeit unter Tage verbrachten, bekamen sie insbesondere in den Wintermonaten kaum Licht zu Gesicht. Deshalb erhellten die Menschen in den erzgebirgischen Dörfern ihre Fenster, um die Bergmänner auf ihrem Arbeitsweg mit dem warmen Glanz des Lichtes zu erfreuen und ihnen den Weg nach Hause zu weisen.

Das Wort Schwibb stammt aus dem Bereich der Architektur. Der Begriff Schwibbogen bezeichnet dort Bauelemente, die ein bogenförmiges Strebewerk bilden. Für die Entstehung der namensgebenden Form des Schwibbogens gibt es verschiedene Theorien. Im Halbrund kann einerseits das Mundloch eines Stollens gesehen werden. Andererseits legen die vorwiegend christlichen Motive der ersten Schwibbögen nahe, dass die Form den Himmelsbogen symbolisieren soll.

Übrigens: Der älteste erhaltene Schwibbogen stammt aus dem Jahr 1740 und wurde (wie beinahe alle vor dem 20. Jahrhundert entstandenen Schwibbogen) aus Metall gefertigt. Heute bestehen Schwibbögen für den Innenraum in der Regel aus Holz und sind nicht mit Kerzen, sondern elektrisch beleuchtet.

360° Weihnachtsglück: Die Pyramide

Sie leuchtet hell, dreht sich um sich selbst und bringt nicht nur Kinderaugen zum Leuchten – die kunstvoll verzierte Weihnachtspyramide gehört in die Adventszeit wie griene Kließ zur Schwammebrieh. Ihre Basis ist eine vier- bis achteckige Grundplatte aus Holz, im Inneren befinden sich geschnitzte oder gedrechselte Figuren. Angetrieben wird die märchenhafte Konstruktion durch an den Außenseiten angebrachte Kerzen, die die umgebende Luft erwärmen. Steigt diese auf, wird das Flügelrad der Pyramide in Bewegung versetzt – und die Faszination beginnt.

Pyramide auf dem Weihnachtsmarkt Annaberg-Buchholz
Pyramide auf dem Weihnachtsmarkt in Annaberg-Buchholz

Ihren Ursprung findet die traditionelle erzgebirgische Holzpyramide in den Lichtergestellen des 18. Jahrhunderts. Dabei handelte es sich um vier zusammengebundenen Stäbe, die mit Zweigen umwunden und mit Lichtern geschmückt wurden. Und wieder einmal waren es die Bergleute aus dem Erzgebirge, die die Form weiterentwickelten. Sie fühlten sich an den Pferdegöpel (= Schachtförderanlage) erinnert und stellten geschnitzte Holzfiguren in das Stabgestell.

Ihren großen Durchbruch erlebte die Pyramide mit der Entdeckung des Paraffins und der daraus resultierenden Massenfertigung von Kerzen. Mit ihnen war endlich ein günstiger Antrieb für die Weihnachtspyramide gefunden.

Heute gibt es Pyramiden in allen erdenklichen Größen – von der einstöckigen Pyramide für den Weihnachtstisch über mehrstöckige Modelle bis hin zur Großpyramide auf dem Marktplatz.

Bergmann und Weihnachtsengel: Symbolfiguren des Erzgebirges

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Engel & Bergmann mit Beleuchtung

Der Steiger kommt – und er hat sein helles Licht bei der Nacht schon angezünd’t. Der Bergmann ist die zentrale Symbolfigur der Erzgebirgischen Volkskunst und findet sich deshalb auf Pyramiden, Schwibbögen und als geschnitzte/gedrechselte Holzfigur. Üblicherweise trägt er weiße Hosen, einen schwarzen Kittel, Latz und Hut. In seinen Händen hält er ein Licht – für die erzgebirgischen Bergleute ein Sinnbild des Lebens.

Eine nicht minder große Symbolkraft besitzt der Lichterengel. Obgleich sein Ursprung religiöser Natur ist, findet man ihn häufig als weibliches Pendant an der Seite des Bergmanns. In seinen Händen hält der Engel zumeist ein oder zwei Lichter, seine Flügel sind kunstvoll verziert.

Süße Tradition: Gibt es bei einer Familie im Erzgebirge Nachwuchs, so erhält das Neugeborene als erste Gabe (je nach Geschlecht) entweder einen Bergmann oder einen Engel. Dieser wird dann ins Fenster gestellt – so kann man im Vorbeigehen sehen, wie viele Kinder eine Familie hat – und wie viele davon Mädchen und Jungen sind.

Erzgebirgische Volkskunst online kaufen: Natürlich im Erzgebirgshaus

Wir wissen jetzt, welche Traditionen sich hinter dem erzgebirgischen Weihnachtsschmuck verstecken – und freuen uns gleich noch viel mehr aufs Dekorieren der Räume und Fenster. Wer beim diesjährigen Schmücken bemerkt hat, dass hier und dort noch echt erzgebirgische Weihnachtsdeko fehlt, der sollte unbedingt in unserem Online-Shop vorbeischauen. Hier wartet eine große Auswahl klassischer und moderner Holzkunst von Wendt & Kühn, Björn Köhler, Blank und Günter Reichel darauf, ihre Umgebung mit ihrem märchenhaften Charme zu verzaubern.